Seite:Erinnerung an die Enthüllung des Gabelsberger-Denkmals 15.jpg

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Wunsch oder Anfrage an ihn herantrat und die Freundlichkeit und Geduld, die er hierbei bewies, doppelt bewundern. Auch seiner Mutter, in deren wohlwollenden Zügen die Ähnlichkeit mit dem Vater unverkennbar ist und auf welche während dieses Festes eine überwältigende Fülle von Eindrücken einstürmte, ohne die schlichte, würdevolle Getragenheit ihres Wesens aus den Geleisen bringen zu können, wird sich jeder Besucher des Festes gern erinnern und man wird es uns gewiß Dank wissen, daß wir die Bilder Beider, die in diesen Tagen eine so hervorragende Rolle spielten, unserer kleinen Gallerie eingereiht haben. Wenn wir dem Bilde der Tochter des Meisters einen Wiederabdruck eines an sie gerichteten Gedichts beifügen, das bereits vor dem Feste in der „Illustrirten Ztg. für Gabelsberger’sche Stenographen“ veröffentlicht ward, so wolle man darin lediglich einen Ausfluß des Wunsches sehen, der liebenswürdigen Dame in dieser in noch weitere Kreise dringenden Veröffentlichung ein kleines Compliment für die Tapferkeit zu machen, mit der sie bei all diesen, so große Anforderungen an ihr seelisches Gleichgewicht stellenden, Anlässen ausgehalten hat.

Wie sehr man den Act der Denkmalsenthüllung in der ganzen Schule als den Glanz- und Höhepunkt des Festes angesehen hatte, bewies am Besten der Umstand, daß das Weihefest zur Erinnerung an Gabelsberger, welches am Abend, wiederum im Kasinosaale, stattfand, starke Lücken in der Zuhörerschaft aufwies. Man wußte ungefähr, das, was nunmehr noch kommen könnte, werde nur noch die Bedeutung eines Epilogs haben, und so begann denn bei Vielen, die einen karg bemessenen Urlaub nach Möglichkeit auszunutzen hatten, die Anziehungskraft der nahen Berge und Seen zu wirken und die Festgenossenschaft stob nach allen Richtungen auseinander, um vermöge der Verkehrsfortschritte in kürzester Zeit liebliche und erhabene Gegenden zu erreichen, die der Meister nie mit eigenen Augen geschaut, da er zu weiten Reisen keine Zeit hatte und München damals noch nicht an der Schwelle der Gebirgswelt lag, wie heute. Immerhin klang der Sonntag in diesem Weihefest musikalisch und scenisch harmonisch aus und fand sich mit der Schwierigkeit, zu den schon existirenden Festspielen ein neues zu fügen, ohne dem Vorwurf des Plagiats zu verfallen, mit vielem Geschick ab. Der Depeschenregen, welcher in den Pausen niederging, mahnt uns daran, zu erwähnen, daß die in München Versammelten nicht unterlassen haben, dem deutschen Kaiser und den Regenten, in deren Staaten die Stenographie staatliche Förderung erfährt, durch Telegramme zu huldigen und daß von allen gnädige Danksagungen eingelaufen sind, die eingehendste und persönlichste wohl von dem vielgeprüften Oberhaupt der österreichisch-ungarischen Monarchie. Auch das bei den vorausgegangenen Vereinigungen bis zu „patriotischen Beklemmungen“ eingedämmte und eingeengte Redebedürfnis fand hier endlich seine Entfesselung, und wir hatten das Vergnügen, so manchen anheimelnden und pointenreichen Redner sich ausplaudern zu hören, der bei kleineren Vereinigungen in der Heimat nicht fehlen darf. Die Verkündigung der Namen der mit Diplomen ausgezeichneten Aussteller der Jubiläumsausstellung nahm von manchem bangendem Gemüth den letzten Druck; wenn wir der Ausstellung bisher nicht gedacht haben, so erklärt sich das wohl hinlänglich