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438 Anhang.


jedoch binnen kurzem packte ihn ein gleiches böses Unwetter. Als nämlich Harald einmal damit prahlte, dass er die Kunst, mit der die Finnen schneebedeckte Höhen nehmen, ausgezeichnet verstünde, und Toko sich erkühnte seine Geschicklichkeit auf die gleiche Stufe zu stellen, da wurde er genötigt auf dem Felsen Kolla[1] eine Probe auf seine Behauptung zu machen. Jedoch was er nicht recht geübt[2], das musste ihm der Mut ersetzen. Als er nun die Spitze des Berges erstiegen hatte, vertraute er sich dem kleinen Stück Holz an, und indem er die gleitenden Brettchen unter seine Sohlen schnallte, trieb er sein Fahrzeug in schnellem Laufe in die jähe Tiefe. Er wurde von ihm in raschem Schwunge den Felsabhang hinunter gerissen, vermochte aber nichtsdestoweniger mit fester Hand vollkommen Herr desselben zu bleiben. Weder die grosse Gefahr noch eine Sinnesbetäubung vermochte ihn darin zu stören, sich fest aufrecht zu erhalten. Andere hätte der Blick auf den steilen Abhang erschreckt und noch vor dem Eintreten in die Gefahr vollständig gelähmt und mutlos gemacht. Als endlich sein Fahrzeug, auf dem er stand, auf Felsen geschleudert wurde, da wurde er zwar abgeworfen, fand aber durch das zufällige Brechen seiner Holzkufen eine zuverlässige Hilfe, die ihm das Leben rettete und, während er sonst dem Todesgeschicke nahe gewesen wäre, erfasste er durch den glücklichen Schiffbruch unverhofft den rettenden Anker. Denn als er scharf auf den Abhang geschleudert wurde, büsste er zwar sein Fahrzeug ein, [331] 331konnte aber nun glücklich bis ans Ende laufen; denn wenn nicht seinen Schuss unwegsame starre Felsen und tiefe Schluchten gehemmt hätten, so wäre er unfehlbar in das Meer am Fusse des Berges hineingefahren (zu dem er nun gehen konnte). Dort wurde er von Schiffern aufgenommen, und sein Geschick brachte dem schon verhassten Könige noch einen böseren Ruf. Auch wurden die Trümmer seines Fahrzeuges von Schiffern in den Wellen gefunden und liessen,


  1. Kullen in Schonen.
  2. Nämlich: „einen Abhang herunter zu laufen.“
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_448.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)