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484 Sprachliche Zusammenstellungen.


gestellt, dass nicht er kämpft, sondern für ihn das Meer. – Ein neuer Zug kommt hinzu, als Erik diese List zum zweiten Male anwendet (14118). Auf der Flucht vor Frotho spaltet er die Seiten der Schiffe des Königs, die ans Land gezogen sind; ob mit einem Bohrer, ist nicht gesagt, aber wohl zu denken, denn er flickt die Bretter wieder durch Pflöcke, damit die Beschädigung (wenn man die Schiffe ins Meer zieht), nicht bemerkt wird; zu einem Kampfe kommt es nicht, die Schiffe sinken, und die Bemannung ertrinkt, soweit sie sich nicht durch Schwimmen rettet. Wie werden aber die Pflöcke entfernt? soll man sich denken, dass die Löcher nach innen sich erweitern, und die Pflöcke durch den Druck des Wassers einwärts getrieben werden? Das wäre doch sehr künstlich. Oder sind die asserculi nicht Pflöcke, sondern Brettchen, die locker über grössere Spalten befestigt waren? Aber diese hätten nimmermehr unbemerkt bleiben können. – Alle Einzelnheiten sind verwendet, und alles wird recht einleuchtend beschrieben im 2. Buche (4015): Frotho lässt Pflöcke in grosser Anzahl herstellen (sie werden hier clavi genannt), er schleicht sich bei Nacht an die Flotte der Russen, bohrt sie an, steckt in die Bohrlöcher seine Pflöcke (hier stipites genannt), damit nicht die zuerst angebohrten Schiffe vorzeitig sinken und dem Feinde die Gefahr verraten; erst als er so viel Löcher in allen Schiffen gebohrt, wie er zur Versenkung der ganzen Flotte für ausreichend hält, nimmt er die Pflöcke heraus (in grösster Eile, muss man sich denken, oder vielleicht mit Unterstützung) und lässt schleunigst seine Flotte heranrücken zum Angriff. Nun wird in 13 Zeilen die doppelte Not der Russen mit allen möglichen rhetorischen Wendungen und Wiederholungen geschildert und immer wieder hervorgehoben, dass gar nicht zu entscheiden war, welcher Feind der gefährlichere war. Diese Ausgestaltung der schönen List ist offenbar die vollendetste und somit die späteste; auch hieraus ist zu schliessen, dass das zweite Buch nach dem fünften geschrieben ist.

„König Swen, so erzählt Saxo im 14. Buche (46910), überhob sich und vertauschte die althergebrachte Lebensweise,

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 484. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_494.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)