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486 Sprachliche Zusammenstellungen.


Anders lag die Sache rücksichtlich der feineren Sitten; diese sind am Hofe geblieben, daher musste sich Saxo in dieser Beziehung eine gewisse Beschränkung auferlegen. Die Worte, in denen er die Neuerung in Kleidung und Tischbrauch bespricht, sind so geschickt gewählt, dass man beinahe ein Lob Swens darin erblicken könnte, denn er spricht vom Alten als mos rusticus und epulandi rusticitas; erst wenn man die Stelle genauer ansieht, bemerkt man, dass die Worte einen Vorwurf gegen Swen enthalten; einen Fingerzeig geben die Worte in superbiam lapsus und namentlich, freilich nur für den Kundigen, die Schlussworte dieses Abschnittes der Erörterung (edendi bibendique facetias tradidit), denn sie weisen auf das neunte Buch des Valerius Max. (1, 2), in welchem die Beispiele de luxu et libidine stehen.

Musste so Saxo aus Rücksicht auf den Hof in der zeitgenössischen Geschichte mit seinem verdammenden Urteile etwas zurückhalten, so konnte er in der Geschichte der längst vergangenen Zeit um so ungehemmter seinem Herzen Luft machen, und das hat er auch zur Genüge in umfangreicher Darstellung gethan: wie Huglek das Siegelbild Swens rücksichtlich des Geizes und der Vorliebe für Stutzer ist, so ist es Ingell, der Sohn Frothos, für die Neuerungen in den Sitten. Die Zeichnung dieses Bildes, zu dem er in der Sage selbstverständlich die Grundlinien vorfand, ist für Saxo offenbar eine Herzenssache gewesen: zunächst hat er die Schwelgerei des Ingell bei Tische in Prosa auf einer ganzen Seite (189) ausgemalt und in den schärfsten Ausdrücken verurteilt; die Schuld lastet hier allein auf Ingell, denn seine Verheiratung mit der Tochter des Sachsenherzogs Swerting wird erst nachher erwähnt, gerade wie bei Swen. Dann wird, nachdem die Geschichten von Helga und Helgo erzählt sind, auf Seite 200 die Sache wieder aufgenommen, wo Starkather wieder als Vertreter der alten, besseren Zeit, wie bei Huglek, erscheint; hier tritt die Königin auf und nimmt an der unfeinen Kleidung Starkathers Anstoss; dann werden auf Seite 201 mit vielen, wenig wahrscheinlich klingenden Einzelnheiten meist in Ausdrücken, die dem Valerius Max. entlehnt sind, die

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 486. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_496.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)