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488 Sprachliche Zusammenstellungen.


an, „dass Saxo zwei Lieder („Aufreizungen“) vor sich gehabt, dass auf das eine, ältere, welches 20710 schliesst, die That Ingells und dann der Heilruf 2141 gefolgt sei, dass aber Saxo auch das andere Lied nicht habe missen wollen und es zwischen beide eingeschaltet habe.“ In diesem Liede wird die ganze Schuld auf die Königin gewälzt, sie wird also nicht, wie die Gemahlin Swens aus uns unbekannten Gründen geschont; sie ist die Verführerin, wie in 20728 bis 20830 ausführlich geschildert wird; dann folgt der Tadel in der Form, dass aufgezählt wird, was früher nicht war 20831 bis 20912 und 20925 bis 21024, in welchen Strophen zugleich die neuen Feinheiten bei Tische sowohl in den Speisen und im Tischgeräte, als auch in dem Putze der Diener gerügt werden. Müllenhoff nimmt für dieses Lied, das bis 21310 reicht, einen zweiten, jüngeren Dichter an, der „ein besonderes Gefallen an Gemeinheiten, ja Unflätigkeiten hat“ und führt die unglaublichen Angaben aus ihm an[1]; das Lied hält er für parodistisch. Die Sache kann sich so verhalten, haben ja dem Saxo für den Tod Starkathers höchstwahrscheinlich auch zwei Lieder vorgelegen, von denen er das eine für das Gedicht, das andere, auch hier unedlere, für die prosaische Einleitung und den Zwischensatz benutzt hat, – ein Umstand aber macht Bedenken: wenn das erste Lied mit 20710 schliesst, so steht die kurze „hvöt“ nicht am Ende, sondern schon 20532 bis 2064; am Ende steht dann nur ein ausgesprochener Vorsatz Starkathers. Nehmen wir vorläufig an, dass wir nur ein Lied vor uns haben, so ist sein Schluss besser: von 21025 an wird dem Ingell die Bedeutung und die Folge der Unterlassung der Blutrache recht eindringlich vorgeführt, und das ganze Lied schliesst nicht mit einem Vorsatze, sondern mit einem Wunsche, man möchte sagen mit einem Gebete Starkathers, an welches sich dann sehr schön das Aufspringen Ingells anreiht. Die Mahnung ist etwas lang, aber es braucht nicht alles auf Rechnung des Liedes zu kommen; wir wissen aus dem Vergleiche mit erhaltenen Liedern, namentlich mit


  1. Vgl. dazu noch p. 325.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 488. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_498.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)