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Magdalene: Aber Papa –

Pastor Meiling: (von der Freitreppe kommend, wohin er während des Gesprächs mit Elise hinausgetreten, und von Elise gefolgt) Denken Sie – werden Sie es glauben, meine Verehrtesten, (hält Wolfgang auf, der hinausgehen will) bleiben Sie noch einen Augenblick, Herr Behring, hören Sie auch mit, was mir soeben unsere Freundin mitteilt! Sechsunddreißig – sage sechs–und–dreißig ungetaufte Kinder giebt es bereits in Hermsdorf!

Christine: {  (gleichzeitig)  } Entsetzlich!
Wöhlers: Ist nicht möglich!
Elise: Ja, ja – so ist es – leider!

Pastor Meiling: Ja, meine Freunde, solche Zustände – ein solcher Greuel muß uns denn doch mit tiefer Traurigkeit erfüllen!

Wöhlers: (Mit einem Seitenblick auf Wolfgang) Ein trefflicher Beleg für die Folgen des Nihilismus, der nachgerade sogar in unseren Kreisen beliebäugelt wird. Sie hätten es hören sollen, Herr Pastor, wie ich mich noch eben gegen den Bräutigam meiner Tochter habe wehren müssen, daß mir nicht „Der Trunkenbold“, Zola’s „Germinal“ und ähnliche Machwerke als köstliche Blüten der Poesie aufgedrungen wurden.

Pastor Meiling: (die Hände zusammenschlagend) Aber, meine Freunde – es ist mir nun schon lange rätselhaft, wie man in christlichen Häusern immer von dieser Schmutz- und Schandlitteratur überhaupt nur reden kann! Thun wir doch diesen Pornographen – Sie verzeihen, meine Damen – nicht die Ehre an! Lassen wir sie mit Behagen im Kote wühlen. –

Empfohlene Zitierweise:
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/25&oldid=- (Version vom 31.7.2018)