Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 10.pdf/10

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     Mit diss’n Verzehl’n verschtrich die Zeit
Un äs Aend d’r Schicht waar nett me weit.
Doch wuur von uns nett draan gedacht,

195
In d’r Heh zu fahr’n in d’n Schacht.

Un äs dauerte a gaar nett lang,
Su erschallte aus unnerer Mitt’ Gesang;
Hauptsachlich äs Harzer Barkmannslied,
Dos sang ä Jeder aus vull’n Gemieth.

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     Mier sange un sange immer wieder,

Heitere un a tragische Lieder,
Bis daß Aener fuul pletzlich ein:
„Jungs mier mußten all draußen sein!
Dos hääßt dis is ower nett schlacht,

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Macht Eich eiligst nu zuracht,

Eher schließlich waar kimmt rein,
Dänn ängstlich waarnse[1] draußen sein!“

     In all’r Eil ging’s wieder in d’r Heh,
’s dauerte nett lang un ich soog Kän me.

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Ich fuhr wieder in d’n Gnader-Gott’ser Schacht,

Mier waar nämlich dos Verschrach’n gemacht,
In Fall ich nett draußen sollte sein,
Su kääm Aener[2] ä paar Fahrten nein.
Doch wiese kame hat ich all gelauert,

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Un mich in Gäpel hingeknauert.


     Mier nahme nu Obschied un rasch gings fort
Un schtille waarsch im gansen Ort,
Ich kam nu häm deengt aufgereegt,
Schpäät hoob ich mich arscht hingeleegt,

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Doch hoob ich noch deengt lang gewacht,

Fortwahr’nd waar ich noch im Schacht.
Un wänn mei Trääm sich noch erfillt,
Ward Alles „Ach“[WS 1] un „Weh“ geschtillt.


  1. waarnse = werden sie.
  2. Aener = Einer.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Fehlendes Anführungszeichen eingefügt.