Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 10.pdf/4

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Wu frieher wuur Schtunne lang geknufft[1],
Geschoog in Minuten jetzt dorch Luft
Un dis waarsch wos ich nett kunnte dänken,
Wollte drim su racht män Glaam[2] nett schänken.

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     Ich dachte drim vor all’n Schtreitereien,

Schtiehste dich an Besten un fährscht salwer nein.
Ich waar nu all mehre mool nong Gäbel[3] marschiert,
Doch äs huuß schteets: „’s is nett geheier,
Wahrscheinlich fährt d’r Ewerschteier[4],

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Un kricht Dich daar zu sahn,

Su kanns d’n greßten Arger gaan[5]!“

     Nu waarsch mool ä Sunnoomd[6] im 90ziger Jahr,
Ae Tog waarsch im Januar,
Dan Oomd waarsch sich’r, ich hatte vernumme,

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Daß gans beschtimmt wier Käner kumme.

In aller Eil wuur äs Zeig haargekricht,
Un putzte mei verrostertes Licht,
Wickelte äs in Papier richtig ein
Un nahm’s als Paket untern Arm, zum Schein.

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     Noch waar ich nett richtig bein Gäpel derbei,

Do huur ich’s ’s ging de Treiberei.
Doch domit ich d’n Waag nett vergaablich gemacht,
Ging ich nunter nong Gnader-Gott’ser[7] Schacht.
Ich machte mich lächt, schteckte aan mei Licht

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Un dachte wänn dich bluus Käner kricht,

Ich wußte kam’r wos zu,
Su waar ich salwer Schtärer d’r Ruh.


  1. geknufft = geschlagen.
  2. Glaam = Glauben.
  3. Gäbel = Gaibel.
  4. Ewerschteier = Obersteiger.
  5. gaan = geben.
  6. Sunnoomd = Sonnabend.
  7. Gnader-Gott’ser = Grube in St. Andreasberg.

Anmerkungen (Wikisource)