Louis Kühnhold: Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart – Heft 2 | |
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Wiese wollten Beschäd hingrieng
In Fall sie wär’n in Schacht geschtieng.
Käm Beschäd, sugleich aufzubrach’n,
Dänn in Gäbel wier sich Aener finden,
Dar die Botschaft kännte ih’n verkinden.
De letzte Nacht vorhaar war angebroch’n,
Alle war’nse su aufgeregt,
Daß Jeder su aufschtand, wierer sich hatte hingelegt.
Die Fraans war’n frieh huuch dan Morring,
Domit se kunnten arscht d’n Haushalt besorring;
Wänn dar Beschäd[2] nu trof ein.
Sie hatt’n sich nu versammelt bein Kar’l in Haus
Un guckten imschicht vielfach aus.
Wiese aam[3] nu sitz’n un dänk’n su draan,
Un Alle, die in der Schtub[4] nu sein,
Ruffen, wie of Kommando, laut: „Herrein!“
Rein tritt ä Haar, huuch hellt’r in d’r Hand
Ae gruß Cuwart und gitt’s hin galannt,
„Ihr seit die Reichsten jetzt in Sanc;
Hiedrinne, wosse aam nahme hin,
Do is verborring d’r Hauptgewinn!“ —
Eh’r sich die Fraans neingefunden,
Nu wur sich rasch zuracht gemacht
Un Beschäd nog d’r Gruub gebracht.
Louis Kühnhold: Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart – Heft 2. Im Selbstverlag des Herausgebers, Sankt Andreasberg 1887, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_vom_Oberharz_in_Oberharzer_Mundart_von_Louis_K%C3%BChnhold_%E2%80%93_Heft_2.pdf/20&oldid=- (Version vom 29.10.2023)