Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 2.pdf/20

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wiese wollten Beschäd hingrieng
In Fall sie wär’n in Schacht geschtieng.

110
     Die Fraans mußten nu arscht verschprach’n,

Käm Beschäd, sugleich aufzubrach’n,
Dänn in Gäbel wier sich Aener finden,
Dar die Botschaft kännte ih’n verkinden.

     De letzte Nacht vorhaar war angebroch’n,

115
Laut huur Jeder sei Harz nu poch’n,

Alle war’nse su aufgeregt,
Daß Jeder su aufschtand, wierer sich hatte hingelegt.
Die Fraans war’n frieh huuch dan Morring,
Domit se kunnten arscht d’n Haushalt besorring;

120
Dänn jede wollte gaarn[1] fartig sein,

Wänn dar Beschäd[2] nu trof ein.

     Sie hatt’n sich nu versammelt bein Kar’l in Haus
Un guckten imschicht vielfach aus.
Wiese aam[3] nu sitz’n un dänk’n su draan,

125
Do gloppt pletzlich waar laut aan,

Un Alle, die in der Schtub[4] nu sein,
Ruffen, wie of Kommando, laut: „Herrein!“
Rein tritt ä Haar, huuch hellt’r in d’r Hand
Ae gruß Cuwart und gitt’s hin galannt,

130
Un schpricht mit feierling Klang:

„Ihr seit die Reichsten jetzt in Sanc;
Hiedrinne, wosse aam nahme hin,
Do is verborring d’r Hauptgewinn!“ —
Eh’r sich die Fraans neingefunden,

135
Is dar Harr all wieder verschwunden.


     Nu wur sich rasch zuracht gemacht
Un Beschäd nog d’r Gruub gebracht.


  1. gaarn = gerne.
  2. Beschäd = Bescheid.
  3. aam = eben.
  4. Schtub = Stube.