Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 3.pdf/15

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Eisenbahn-Station „St. Andreasberg!“[WS 1]


     Aenst zeigte sich bei uns ä hibsches Bild,
Nämlich alle Kassen waarn inwerfillt.
Un do nu a Alles waar gut in Schtand,
M’r vorleifig vor Gald käne Verwändung fand,

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Su hatte Manniger jetzt Vielerlä im Kopp

Im ä Mittel zu find’n, domit äs Gald nähm ob.

     Su waarsch a Mool an än schiene Tog,
Daß wieder Aener sich d’n Kopp zerbrooch;

Haar[1] rach’nte[2] hin und
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rach’nte haar[3]

Un schprooch zuletzt: „’s Alles gut, woß ich sah!“

     Nu guckt’r of d’r Landkart mit’n Eisenbahnnetz
Un dachte, Bahne gitt’s aller Waang[4] doch jetzt.
„Doch halt!“ saater mit schtrenge Blick,

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„Off’n Ewerharz is ju äne gruße Lick.

Woß moog dänn do vor äne Ortschaft lieng,
Wu de Funken von d’r Locomotiv nett hinflieng!“

     Pletzlich ging ne nu auf ä Licht:
„Aes is ju Annerschbarrig, wu m’r Silver haarkricht!

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Ower Annerschbarrig, wie kunnte m’r dich vergass’n?

Aller Waang sein Bahne gebaut unterdass’n,
Seeg[5] m’r jetzt bis nett an dan viel’n Gald,
Su dachte an dan Ort käner in d’r Walt.
Nä, su kann dis nett wätter giehn —

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Iwerhaupt is die Geschicht a nett schien!

Drim isses an Besten, m’r dänkt nu draan
Un baut dan Ort äne Eisenbahn!“


  1. Haar = Er.
  2. rach’nte = rechnete.
  3. haar = her.
  4. Waang = Wegen.
  5. Seeg = sehe.

Anmerkungen (Wikisource)