Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 3.pdf/7

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     Jetzt wuur ä Gezisch’l un ä Gethu,
Hauptsachlich in äner Eck wuur nett wieder Ruh, —
Do sozen nämlich ä Paar von dan Alten,

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Die thaten, als wollten se Red’n halten.

Jedoch dauerte es nett lang, un die Unruh hatte sich geleegt:
Die Alten hatten nämlich angefreegt,
Wos dänn dos wäär, äne Submission,
Dodervon verschtänden sie kän Toon;

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In ihr’n liem lange Jahr’n,

Hett’n se von suwos nischt erfahr’n.

     Kaum waaren die nu zufrieden geschproch’n,
Do wuur die Ruh wieder unterbroch’n:
Ae Annerer troot nu hastig auf

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Un guckte wehmithig zum Himmel nauf,

Aengstlich guckter verschaamt[1] rasch nieder
Un saate: „Nu hoob[2] ichs vergass’n[3] wieder;
Ich hatte mir su äne schiene Reed erdacht —
Sugaar meine Fraa hatte Aeniges gemacht —,

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Un jetzt, wuus gilt, sitz ich in der Glämm, —

Mich kricht käner wieder häm!“
Un richtig, haar mußte sich wieder setzen,
Zum Gaudium d’r Annern un Ergetzen.

     Wull Manniger hatte noch än Plaan,

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Doch getraute sich Käner wos zu saan,

Sudaß schließlich all lange Zeit waar vergange
Ohne wos Bestimmtes zu erlange.
Bis ändlich korz vor Mitternacht
Die Geschicht zu Aend wuur gebracht

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Un änschtimmig geschproch’n wuur:

„Wir woll’n äne neie Rähr’ntour!“


  1. verschaamt = verschämt.
  2. hoob = habe.
  3. vergass’n = vergessen.