Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 4.pdf/21

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Un wänn Gott sän Sääng[1] schteets gitt,

180
Su schtieht’s a gut mit Gruub un Hitt!

Doch jetzt loßt uns an dan arscht dänken,
Daar unner Schtaatsschiff muß schteets länken;
Schtimmt aan mit mier d’r ganse Hauf:
Ihm sei gebracht a Harzer ‚Glick-auf!‘“

185
     Un machtig ertöönte zum Himmel nauf

Daar alte Harzergruß: „Glick auf!“
Un die Frääd wuur nu arscht gans
Wie geschpielt wuur: „Heil Dir im Siegerkrans!“
Un frädige Schtimmung brooch sich Bahn,

190
Ae Jed’r wollte gaarn[2] d’n Annern wos saan.


     Die Kameraden drickten sich de Händ,
Un ’s wäär wull Alles nett zu rasch beänd,
Wänn nett pletzlich ging äs Geflister:
„Do — guckt hin, ’s kimmt d’r Minister!“

195
     Verschreckt blickte aus d’r vederschten[3] Reh’[4]

Ae Jeder nu zu arscht in d’r Heh’.
Jetzt troot d’r Minister in ihre Mitt
Un besoog[5] sich die Leit von d’r Gruub un d’r Hitt.

     „Na, Harzer!“ saat’r zu Aen mit freindlicher Schtimm:

200
„Saa[6] ä Mool, gitt’s bei Eich ziemlich im?

Du arbst, wie ich sah an Deiner Tracht,
Gewiß hie in d’n Samsoner Schacht!“

     „Ach ja,“ saater, „all in män Kinnerjahr’n
Bin ich im Pucherich[7] aangefahr’n!“


  1. Sääng = Segen.
  2. gaarn = gerne.
  3. vederschten = vordersten.
  4. Reh’ = Reihe.
  5. besoog = besah.
  6. Saa = sage.
  7. Pucherich = Pochwerk.