Seite:Erzählungen vom Oberharz in Oberharzer Mundart von Louis Kühnhold – Heft 9.pdf/7

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     All ämool hatt’r än Schträäch[1] gemacht,
Daar schpäter wuur deengt belacht.

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Haar[2] ging ämool an hall’n Tog,

Mit noch än Annern d’n Wildern noog,
Un wiese sozen bein Mittogsmohl,
Kaam äne Fra[3] in Lauterbarger Thool[4],
Un ging su rasch wie wänn waar trieb,

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Hämwarts[5] zu mit lediger Kieb[6].


     „Kammerad“ sat’r un huub seine Flint,
„Eb meine Kugel die Kieb wull find!“
Un eher daar Annere kunnte woß saan[7],
Geschoog a d’r Schoß[8], kaum legt’r aan.

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Un unter ih’n of d’r Schossee,

Loog die Fra un schrier „Ach und Weh“
Un ruffte schließlich in ihrer Nuuth:
„Ach liewer Gott jetzt bin ich tuudt[9]!“

     Verschreckt wier dann Schoß huur knall’n,

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Ließ daar Annere gleich sei Ass’n fall’n.

Un kunnte arscht gaar nischt saan,
Verschtänert guckt’r net bluus aan,
Doch pletzlich erklang sei arschtes Wort:
Haar schrier jetzt laut: „Meichelmord!“

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Doch daar Annere drehte sich rim,

Un sate: „s’ is bluus halleb[10] su schlimm.“

     „Guck“ sat’r „s’ waaren bluus Narrenschpossen,
Ich hoob bluus dorrich d’r Kieb geschossen,
Paß auf wännse zu sich kimmt,

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Wie rasch dasse d’n Ausriß nimmt.

  1. Schträäch = Streich.
  2. Haar = Er.
  3. Fra = Frau.
  4. Thool = Thal.
  5. Hämwarts = Heimwärts.
  6. Kieb = Tragekorb.
  7. saan = sagen.
  8. Schoß = Schuß.
  9. tuudt = todt.
  10. halleb = halb.

Anmerkungen (Wikisource)