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macht. Ganz abgesehen davon, daß nur bei der Wahrheit – und sind die Confessionen der lutherischen Kirche nicht Wahrheit? – die rechte Liebe wohnt. – Mag uns gleich um unsers getreuen Beharrens willen nur eine kleinere Schaar von Theilnehmern zufallen; wir sind desto einiger, und das gibt uns nach Gottes Willen eine desto größere Kraft. Auch fällt uns gar nicht ein, da und das zu wirken, wo und was wir nach unsrer Artung nicht können.

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 Endlich belächelte uns mancher, wenn wir bei gegebener Gelegenheit hervorhoben, wir seien kein Verein, sondern eine Gesellschaft. Es schienen so manchen die beiden Ausdrücke gar zu gleichbedeutend, als daß es der Mühe werth sein sollte, einen Unterschied zwischen ihnen aufzuspüren. Es ist nun wol möglich, daß wir in die Ausdrücke zu viel von unserm Sinn legten, indem wir sie schieden, wie wir thaten; aber das ist gewis, daß wir keinen modernen Verein, sondern eine Gesellschaft in dem von uns gegebenen Sinne gründen wollten. Ein Verein schien uns, so viel wir aus den so oft wiederkehrenden Erscheinungen des Tags ersehen konnten, ein Haufe Leute, die sich vorgenommen haben, irgend einem guten Zwecke zu dienen, – die nun zur Ermöglichung und Erleichterung ihrer Arbeit aus ihrer Mitte einen oder etliche der Menge verantwortliche Vereinsbeamte erwählen. Die Vereine haben alle eine demokratische Basis und leiden deshalb alle an oder unter der Wandelbarkeit der Menge und Mehrzahl, an einer Wandelbarkeit, die nicht zu vermeiden ist, und vor der man sich doch, was geistliche Sachen anlangt, sehr zu hüten hat. Dagegen verstanden wir unter Gesellschaft ein Häuflein zusammengehöriger, mit einander durchaus einverstandener Menschen, welche ein Unternehmen vornehmlich in dem Sinn und mit dem Vorsatz leiten, keiner fremdartigen Meinung Raum und Einwirkung zu gestatten. Sie wollen nicht bloß ihre Sache fördern, wie es am besten ist nach ihrer Erkenntnis, sondern sie auch nie andern überliefern als ihres gleichen. – Es ist bei dieser aristokratischen Form, wenn

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Diverse: Fünf Festreden der Gesellschaft für innere Mission. Joh. Phil. Raw’sche Buchhandlung, Nürnberg 1850, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:F%C3%BCnf_Festreden_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_innere_Mission.pdf/21&oldid=- (Version vom 28.8.2016)