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man sie so nennen will, die Bildung einer heilsamen Tradition am leichtesten möglich. Bei Vereinen ist das kaum möglich – und ihre Entstehung trägt wegen der demokratischen Basis eine Weißagung und einen Keim des Todes in sich. Die meisten von den Männern, welche vornherein zu der Gesellschaft für innere Mission zusammentraten und, sie leugnen es nicht, einer falschen Richtung in der innern Mission entgegentreten wollten, hatten längst vorher schon einträchtig miteinander für die Zwecke der innern Mission gearbeitet. Es schien ihnen an der Zeit, öffentlich hervorzutreten und es Brüdern in weiteren Kreisen auf diese Weise möglich zu machen, Kenntnis von Ihrem Thun zu nehmen und sich allenfalls verstärkend anzuschließen. Sie hatten aber gar keine Lust, ihre Arbeit und von Gott gesegnete Wirksamkeit einem Verein von wechselnder Gestalt in die Hände zu legen und sichere Ueberzeugungen und Erfahrungen dadurch erst wieder in Frage zu stellen, daß man sie vom Stimmenmehr eines gemischten Vereins – denn gemischt sind Vereine am Ende doch fast immer – abhängig machte. Sie wollten vor wie nach wirken, weil ihr Tag noch währte, und sie Gott noch nicht von ihrer Aufgabe entbunden zu haben schien. Sie wollten bleiben, was und wie sie waren; aber sie suchten für ihre wachsende Arbeit Verstärkung an materiellen und geistigen Kräften. Das war die Absicht ihres Hervortretens in die Oeffentlichkeit. Der langjährige Besitzstand, eine langjährige Erfahrung, die allerdings gemacht wurde und gemacht werden mußte, schützt uns wol in Anbetracht unsers Zusammenschlußes und Hervortretens vor dem Vorwurf des Hochmuths und der Anmaßung, und wird auch denen, die am liebsten zu einer Sache von bereits erfolgtem Gedeihen helfen, nicht abschreckend, sondern vielmehr anziehend sein. Wir können nicht anders, wir müßen auf Vertrauen rechnen und Anspruch machen. Wir wollen auch gern den immer neuen Vorwurf des Hochmuths zu immer erneuter Seelenprüfung anwenden. – Uebrigens kann sich jedermann aus dem Nr. 1. des Correspondenzblattes vorgelegten Plan überzeugen, daß es auf

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Diverse: Fünf Festreden der Gesellschaft für innere Mission. Joh. Phil. Raw’sche Buchhandlung, Nürnberg 1850, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:F%C3%BCnf_Festreden_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_innere_Mission.pdf/22&oldid=- (Version vom 28.8.2016)