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grenzenlosen Noth bewegtes Herz; wer hätte da noch nach andern Helfern aussehen, wer hätte da nicht unsere Universitäten als die rechten Pflanzschulen der allgemeinen lutherischen Kirche mit neuer Liebe segnen wollen! Aber sie waren nicht da. – Sollten Boten abgehen, so mußten es Freiwillige aus ungelehrtem Stande sein, die von der Liebe ihrer Kirche getrieben, ihre Gaben und Fähigkeiten und alles, was sie hatten, ihr zu Dienst stellten. Diesen mußte man aber auch entgegenkommen, um sie auf dem schnellsten und kürzesten Wege zu dem anzuleiten und zu unterweisen, was ihnen zur Predigt des Evangeliums und zur rechten Verwaltung der Sacramente nicht fehlen durfte. Zu solchem Liebesdienste erbot sich zuerst Bruder Löhe, der vom Jahr 1842 an bis 1846, in den lezten Jahren unter Beihilfe des Pfarrers Brock in Auernheim u. a., eine nicht geringe Anzahl junger Männer, meist aus dem Handwerksstande (theils mit gelehrter Vorbildung), den nothleidenden Brüdern zur Hilfe schickte, und bei dieser stillen Thätigkeit sichtlich vom Segen des HErrn begleitet war. Die Lutheraner in Amerika (die Sachsen) hatten wohl ein Seminar in Altenburg, bei St. Louis, aber theils fehlten die Leute, theils war der Bildungsgang zu langsam. Darum mußte ihnen geholfen werden; doch mislich war es, daß der Unterricht und die Ausbildung der diesseitigen Zöglinge nicht unter der Anschauung der dortigen Verhältnisse geschehen konnte, und es wurde deshalb von allen Freunden der deutsch-lutherischen Kirche in Nordamerika mit Freude und Dank gegen Gott begrüßt, als in Fort-Wayne am 10. October 1846 unter Leitung und Aufsicht des ehrwürdigen Pastors Dr. Sihler ein Seminar für Nothhelfer der lutherischen Kirche in Amerika eröffnet werden konnte (und zwar mit 11 Zöglingen, meist Franken, die von diesseits im Sommer 1846 abgiengen). Es konnte dem Seminar zu gleicher Zeit ein zweiter tüchtiger Lehrer in der Person des Candidaten, späterhin Pastor Wolter mit übers Meer gesendet und beigegeben werden, dessen erst vor nicht gar langer Zeit erfolgter Tod annoch schwer empfunden wird.

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Diverse: Fünf Festreden der Gesellschaft für innere Mission. Joh. Phil. Raw’sche Buchhandlung, Nürnberg 1850, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:F%C3%BCnf_Festreden_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_innere_Mission.pdf/26&oldid=- (Version vom 4.9.2016)