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fängt mit herzlicher Demüthigung und Beugung der eigenen Person und Richtigstellung derselben vor dem Herrn der Kirche an, geht dann an die Familie und das Wohnhaus, dem man angehört, und zuletzt über die Thüre hinaus, in die Gemeinde hinein, enthält sich dabei aller Zudringlichkeit und Ueberrederei, geht wahr und offen und ehrlich einher und will den Sieg nicht erzwingen, wenn ihn der Herr nicht von selbst gibt. Sie sieht sich nach den Kindern um, geht der erwachsenen Jugend nach, fragt nach den Armen und Kranken, zählt die müßig am Markte Stehenden und sucht zu erfahren, ob Arbeitsscheu oder Mangel an Arbeitsgelegenheit der Grund des Müßigseins ist, läßt auch die Fremdlinge, die kommen und gehen, nicht außer Rücksicht, geht an die Zäune und Landstraßen hinaus, auch, wo sich’s thun läßt, in die Fabriken und Gefängnisse hinein – und sammelt so Stoff zu einem Referate, das jeder Helfer und Mitarbeiter in dem Bruderkreise, der sich wöchentlich unter dem Vorsitze des Pfarrers versammelt, abzulegen hat. Hier wird gemeinsam berathen und erwogen, wo und wie etwa dieses verlassene oder verwahrloste Kind in einem ordentlichen Hause innerhalb der Gemeinde möchte unterzubringen, oder jenem armen Knaben, Alten, Schwachen durch Ausmittelung bestimmter Kosttage im Orte, durch Bestellung regelmäßiger Handreichung und Verpflegung möchte zu helfen sein; wie dem, dem die Arbeit fehlt, Arbeit in der Gemeinde verschafft, oder der, welcher an diesem Fleck nicht arbeiten mag, durch Versetzung an einen andern vielleicht wieder mit Arbeitslust angethan werden könnte. Was der Eine nicht weiß, fällt dem Andern ein; und kommt ja einmal der Fall vor, daß innerhalb der Gemeinde durchaus keine Hilfe zu finden ist, nun, so schreibt man an die Redaction unseres Correspondenzblattes in Nürnberg. Dieselbe ist ein für allemal angewiesen, ein fortlaufendes Verzeichnis zu führen – einerseits über alle da oder dort obwaltende specielle, localiter nicht zu beseitigende Nothstände, und andererseits über alle diejenigen unserer Gesellschaft angehörigen Häuser und Familien,

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Diverse: Fünf Festreden der Gesellschaft für innere Mission. Joh. Phil. Raw’sche Buchhandlung, Nürnberg 1850, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:F%C3%BCnf_Festreden_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_innere_Mission.pdf/54&oldid=- (Version vom 4.9.2016)