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aus der Werktagsschule in einen festen ehrlichen Beruf eintrete – ich sage sogleich, weil ich weiß, daß oft ein einziges Jahr des Müßiggangs oder regelloser Beschäftigung die ganze Zukunft eines Menschen in Frage stellt. Ja, wie wäre es, wenn wir die Einrichtung träfen, daß überall, wo wir Einfluß haben, alljährlich die neuconfirmierte Jugend in so viel Klassen abgetheilt würde, als helfende Glieder im freiwilligen Diakonate der treffenden Gemeinde sind, und ein jedes solches Glied, so zu sagen, das Patronat über eine dieser Klassen mit dem Auftrage zugetheilt erhielte, die Lebensgänge der jungen Leute aufmerksam zu verfolgen, auf diejenigen, welche elternlos, oder von ihren Eltern verwahrlost sind, etwa im Benehmen mit den Taufpathen, geeignet einzuwirken und über seine Wahrnehmungen und Erfahrungen, so wie über die Art und Resultate seiner Wirksamkeit von Zeit zu Zeit der Gesellschaft zu referieren? Eine Schwierigkeit in dieser Beziehung könnte sich freilich insoferne ergeben, als bloß Männer Mitglieder unserer Gesellschaft sind und als solche zu einer fortgesetzten Controle der Heranwachsenden weiblichen Jugend sich nicht eignen würden. Wer aber könnte dieser Schwierigkeit leichter abhelfen, als Ihr, theure Frauen und Jungfrauen, die Ihr auch ein Herz für die Kirche und für die Noth unsers Volkes habt? Wie wäre es, wenn auch Ihr Euch irgendwie zu solchem Liebesdienste und überhaupt zum Liebesdienste an Eurem Geschlechte im Sinne unserer Gesellschaft verbändet[1] Wenn Ihr Euch auch zur Armen- und Krankenpflege unter dem Frauenvolke, wozu man Männer nicht brauchen kann, entschließen wolltet und zu dem Ende Euere Namen und Euere Kräfte uns zur Verfügung stelltet?

 Ich schweige nun, nachdem ich ohnehin schon länger, als ich wollte, geredet habe, und lege nur noch meine Hände zusammen und bete: Herr, du bist unsere Stärke! Du bist die Stärke, die deinem Gesalbten hilft! Hilf deinem Volke und segne dein Erbe und weide sie und erhöhe sie ewiglich! Amen.





  1. Hieraus ergibt sich von selbst, daß man solche, die bei schon bestehenden Armen- und Krankenpflegvereinen bereits betheiligt sind, in ihrer Thätigkeit nicht stören will, und daß der oben Ziff. 3 bezeichnete Weg dabei nicht außer acht gelaßen werden darf.
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Diverse: Fünf Festreden der Gesellschaft für innere Mission. Joh. Phil. Raw’sche Buchhandlung, Nürnberg 1850, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:F%C3%BCnf_Festreden_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_innere_Mission.pdf/58&oldid=- (Version vom 4.9.2016)