Seite:Faust II (Goethe) 098.jpg

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Diese Mauern, diese Wände

Neigen, senken sich zum Ende;
Und wenn wir nicht bald entweichen
Wird uns Fall und Sturz erreichen.
Bin verwegen, wie nicht einer,

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Aber weiter bringt mich keiner.


Doch was soll ich heut erfahren!
War’s nicht hier, vor so viel Jahren,
Wo ich, ängstlich und beklommen,
War als guter Fuchs gekommen?

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Wo ich diesen Bärtigen traute,

Mich an ihrem Schnack erbaute.

Aus den alten Bücherkrusten
Logen sie mir was sie wußten;
Was sie wußten selbst nicht glaubten,

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Sich und mir das Leben raubten.

Wie? – Dort hinten in der Zelle
Sitzt noch Einer dunkel-helle!

Nahend seh’ ich’s mit Erstaunen,
Sitzt er noch im Pelz, dem braunen,

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Wahrlich wie ich ihn verließ,

Noch gehüllt im rauhen Vließ!
Damals schien er zwar gewandt,
Als ich ihn noch nicht verstand.
Heute wird es nichts verfangen,

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Frisch an ihn herangegangen!
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_098.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)