Seite:Faust II (Goethe) 105.jpg

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6850
Durch Mischung – denn auf Mischung kommt es an –

Den Menschenstoff gemächlich componiren,
In einen Kolben verlutiren
Und ihn gehörig cohobiren,
So ist das Werk im Stillen abgethan.
(Wieder zum Herd gewendet.)

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Es wird! die Masse regt sich klarer!

Die Ueberzeugung wahrer, wahrer!
Was man an der Natur Geheimnißvolles pries,
Das wagen wir verständig zu probiren,
Und was sie sonst organisiren ließ,

6860
Das lassen wir krystallisiren.


Mephistopheles.
Wer lange lebt hat viel erfahren,
Nichts Neues kann für ihn auf dieser Welt geschehn;
Ich habe schon, in meinen Wanderjahren,
Krystallisirtes Menschenvolk gesehn.

Wagner
(bisher immer aufmerksam auf die Phiole).

6865
Es steigt, es blitzt, es häuft sich an,

Im Augenblick ist es gethan!
Ein großer Vorsatz scheint im Anfang toll;
Doch wollen wir des Zufalls künftig lachen,
Und so ein Hirn, das trefflich denken soll,

6870
Wird künftig auch ein Denker machen.
(Entzückt die Phiole betrachtend.)
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_105.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)