Seite:Faust II (Goethe) 155.jpg

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Dryas.

Die Phorkyaden! Wage dich zum Ort,
Und sprich sie an, wenn dich nicht schauert.

Mephistopheles.
Warum denn nicht! – Ich sehe was, und staune!

7970
So stolz ich bin, muß ich mir selbst gestehn:

Dergleichen hab’ ich nie gesehn,
Die sind ja schlimmer als Alraune.…
Wird man die urverworfnen Sünden
Im mindesten noch häßlich finden,

7975
Wenn man dieß Dreygethüm erblickt?

Wir litten sie nicht auf den Schwellen
Der grauenvollsten unsrer Höllen.
Hier wurzelt’s in der Schönheit Land,
Das wird mit Ruhm antik genannt.…

7980
Sie regen sich, sie scheinen mich zu spüren,

Sie zwitschern pfeifend, Fledermaus-Vampyren.

Phorkyaden.
Gebt mir das Auge, Schwestern, daß es frage,
Wer sich so nah an unsre Tempel wage.

Mephistopheles.
Verehrteste! Erlaubt mir euch zu nahen

7985
Und euren Segen dreyfach zu empfahen.

Ich trete vor, zwar noch als Unbekannter,
Doch, irr’ ich nicht, weitläufiger Verwandter.
Altwürdige Götter hab’ ich schon erblickt,
Vor Ops und Rhea tiefstens mich gebückt;

7990
Die Parzen selbst, des Chaos, eure Schwestern,
Ich sah sie gestern[1] – oder ehegestern;

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: gesteru
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_155.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)