Seite:Faust II (Goethe) 162.jpg

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Ein Riesenleichnam, starr nach langer Qual,

Des Pindus Adlern gar willkommnes Mahl.
Ulyssen auch! sagt’ ich ihm nicht voraus
Der Circe Listen, des Cyklopen Graus?
Das Zaudern sein, der Seinen leichten Sinn,

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Und was nicht alles! bracht’ ihm das Gewinn?

Bis vielgeschaukelt ihn, doch spät genug,
Der Woge Gunst an gastlich Ufer trug.

Thales.
Dem weisen Mann gibt solch Betragen Qual;
Der gute doch versucht es noch einmal.

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Ein Quentchen Danks wird, hoch ihn zu vergnügen,

Die Centner Undanks völlig überwiegen.
Denn nichts Geringes haben wir zu flehn:
Der Knabe da wünscht weislich zu entstehn.

Nereus.
Verderbt mir nicht den seltensten Humor!

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Ganz andres steht mir heute noch bevor:

Die Töchter hab’ ich alle herbeschieden,
Die Grazien des Meeres, die Doriden.
Nicht der Olymp, nicht euer Boden trägt
Ein schön Gebild das sich so zierlich regt.

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Sie werfen sich, anmuthigster Gebärde,

Vom Wasserdrachen auf Neptunus Pferde,
Dem Element auf’s zarteste vereint,
Daß selbst der Schaum sie noch zu heben scheint.
Im Farbenspiel von Venus Muschelwagen

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Kommt Galatee, die schönste nun, getragen,
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_162.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)