Seite:Faust II (Goethe) 175.jpg

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     Knaben sind’s die wir gerettet,

     Aus der Brandung grimmem Zahn,
     Sie, auf Schilf und Moos gebettet,
     Aufgewärmt zum Licht heran;
     Die es nun mit heißen Küssen

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     Traulich uns verdanken müssen;

     Schau’ die Holden günstig an!

Nereus.
Hoch ist der Doppelgewinn zu schätzen:
Barmherzig seyn, und sich zugleich ergötzen.

Doriden.
     Lobst du Vater unser Walten,

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     Gönnst uns wohl erworbne Lust;

     Lass’ uns fest, unsterblich halten
     Sie an ewiger Jugendbrust.

Nereus.
Mög’t euch des schönen Fanges freuen,
Den Jüngling bildet euch als Mann;

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Allein ich könnte nicht verleihen

Was Zeus allein gewähren kann.
Die Welle, die euch wogt und schaukelt,
Läßt auch der Liebe nicht Bestand,
Und hat die Neigung ausgegaukelt,

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So setzt gemächlich sie an’s Land.


Doriden.
     Ihr holde Knaben seyd uns werth;
     Doch müssen wir traurig scheiden.
     Wir haben ewige Treue begehrt,

     Die Götter wollen’s nicht leiden.
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_175.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)