Seite:Faust II (Goethe) 201.jpg

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Phorkyas.

Habt ihr Geduld des Vortrags langgedehnten Zug
Still anzuhören? Mancherlei Geschichten sind’s.

Chor.
Geduld genug! Zuhörend leben wir indeß.

Phorkyas.
Dem der zu Hause verharrend edlen Schatz bewahrt

8975
Und hoher Wohnung Mauern auszukitten weiß,

Wie auch das Dach zu sichern vor des Regens Drang,
Dem wird es wohlgehn lange Lebenstage durch:
Wer aber seiner Schwelle heilige Richte leicht
Mit flüchtigen Sohlen überschreitet freventlich,

8980
Der findet wiederkehrend wohl den alten Platz,

Doch umgeändert alles, wo nicht gar zerstört.

Helena.
Wozu dergleichen wohlbekannte Sprüche hier!
Du willst erzählen, rege nicht an Verdrießliches.

Phorkyas.
Geschichtlich ist es, ist ein Vorwurf keineswegs.

8985
Raubschiffend ruderte Menelas von Bucht zu Bucht;

Gestad’ und Inseln, alles streift’ er feindlich an,
Mit Beute wiederkehrend, wie sie drinnen starrt.
Vor Ilios verbracht’ er langer Jahre zehn,
Zur Heimfahrt aber weiß ich nicht wie viel es war.

8990
Allein wie steht es hier am Platz um Tyndareos

Erhabnes Haus? wie stehet es mit dem Reich umher?

Helena.
Ist dir denn so das Schelten gänzlich einverleibt,

Daß ohne Tadeln du keine Lippe regen kannst?
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_201.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)