Seite:Faust II (Goethe) 260.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Faust.
10240
Mit solchem Räthselkram verschone mich!

Und kurz und gut, was soll’s? Erkläre dich.

Mephistopheles.
Auf meinem Zuge blieb mir nicht verborgen,
Der gute Kaiser schwebt in großen Sorgen,
Du kennst ihn ja. Als wir ihn unterhielten,

10245
Ihm falschen Reichthum in die Hände spielten,

Da war die ganze Welt ihm feil.
Denn jung ward ihm der Thron zu Theil,
Und ihm beliebt’ es falsch zu schließen,
Es könne wohl zusammengehn,

10250
Und sey recht wünschenswerth und schön,

Regieren und[1] zugleich genießen.

Faust.
Ein großer Irrthum. Wer befehlen soll,
Muß im Befehlen Seligkeit empfinden.
Ihm ist die Brust von hohem Willen voll,

10255
Doch was er will, es darf’s kein Mensch ergründen.

Was er den Treusten in das Ohr geraunt,
Es ist gethan und alle Welt erstaunt.
So wird er stets der Allerhöchste seyn,
Der Würdigste –; Genießen macht gemein.

Mephistopheles.

10260
So ist er nicht! Er selbst genoß und wie?

Indeß zerfiel das Reich in Anarchie,
Wo Groß und Klein sich kreuz und quer befehdeten,

Und Brüder sich vertrieben, tödteten,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: uud
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_260.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)