Seite:Faust II (Goethe) 341.jpg

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Magna peccatrix (St. Lucae VII, 36).

Bei der Liebe, die den Füßen
Deines gottverklärten Sohnes
Thränen ließ zum Balsam fließen,

12040
Trotz des Pharisäer-Hohnes;

Beim Gefäße das so reichlich
Tropfte Wohlgeruch hernieder;
Bei den Locken die so weichlich
Trockneten die heiligen Glieder –

Mulier Samaritana (St. Joh. IV.)

12045
Bei dem Bronn, zu dem schon weiland

Abram ließ die Heerde führen;
Bei dem Eimer, der dem Heiland
Kühl die Lippe durft berühren;
Bei der reinen reichen Quelle,

12050
Die nun dorther sich ergießet,

Ueberflüssig, ewig helle,
Rings durch alle Welten fließet –

Maria Aegyptiaca (Acta Sanctorum).
Bei dem hochgeweihten Orte,
Wo den Herrn man niederließ;

12055
Bei dem Arm, der von der Pforte

Warnend mich zurücke stieß;
Bei der vierzigjährigen Buße,
Der ich treu in Wüsten blieb;
Bei dem seligen Scheidegruße,

12060
Den im Sand ich niederschrieb –
Empfohlene Zitierweise:
Johann Wolfgang von Goethe: Faust - Der Tragödie zweiter Teil. Tübingen 1832, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Faust_II_(Goethe)_341.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)