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des Pallastes auf und nieder geschlichen war, trat jetzt hervor und ging rasch auf das Weib zu, – faßte es an der einen Hand und zog sie empor, – indem er mitleidig sprach:

Angela! – folg mir, er kommt heute nicht mehr.“

„Er wird kommen, Tita, – ich sah ihn vor einer Stunde schon mit der Signora über die Piazzetta schreiten. – Dort steht auch seine Gondel.“

„Nun so gehe heute nach Hause, ohne ihn nochmals gesehen zu haben. – Es ist schon später als gewöhnlich. Base Cecca wird daheim ängstlich auf dich warten. Komme, Angela!

So sprach der Bursche in schmeichelndem Tone, das Mädchen aber schüttelte verneinend den Kopf, setzte sich wieder auf die Stufe und nahm dieselbe Stellung wie früher ein. Tita sah, daß sie in ihr gewöhnliches Träumen versank, und da er keine Antwort auf seine Fragen und auf sein Flehen erhielt, warf er sich seufzend neben dem Mädchen auf die Steine, und lehnte geduldig abwartend seinen dunklen Lockenkopf an die Säule.

„Dort kommt er, dort kommt er!“ flüsterte plötzlich Angela, richtete sich empor, stellte sich hinter die Säule, so daß die an der Seite des Dogenpallastes Vorübergehenden sie nicht bemerken konnten, und starrte auf eine Dame und einen Herrn, welche laut plaudernd und lachend aus dem Caffè dei Leoni kamen, dem Canal grande zuschritten und an der Ecke des Pallastes eine Gondel bestiegen, die pfeilschnell verschwand.

Empfohlene Zitierweise:
Mathilde Feldern-Rolf: Eine Orangenblüthe. In Commission bei Jacob Dirnböck., Wien 1844, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Feldern-Rolf_Orangenbluethe.pdf/2&oldid=- (Version vom 14.2.2021)