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Tita hatte ohne sich zu erheben, zu dem Mädchen aufgeblickt, jetzt frug er wehmüthig:

„Nun, Angela, bist du jetzt zufrieden?“

Das Mädchen nickte stumm ein Ja, wischte sich mit der Hand ein paar große schwere Thränen aus den langen dunklen Wimpern, stieg langsam die Stufen des Säulen-Sockels herab , und ließ sich ohne Widerstreben von Tita an der Loggietta del Campanile vorüber nach Hause führen.




Wenige Tage später an einem sonnigen Morgen trat ein auffallend schöner aber sehr bleicher junger Mann aus der Pforte des armenischen Klosters St. Lazarus. – Er trug ein Portefeuille unter dem einen Arm, eine Schreibtafel in der Hand, ging langsam – denn er hinkte unmerklich – eine kleine Strecke, und notirte sich einiges während dem Gehen. – Plötzlich blickte er auf, sah eine Gondel, winkte dem einen der müßig am Ufer sitzenden Gondoliere, rief: „nach dem Pallast Mocenigo!“ und schritt hinab, um das Fahrzeug zu besteigen. – Aber schon den einen Fuß in der Gondel, blickte er dem jungen Burschen in das Gesicht und sprach erstaunt.

„Wie! du bist es, Tita! – ei, ich habe dich lange nicht gesehen.“

„Milord kommen nicht mehr in die Gegend, wo meine Gondel steht, und haben, wie ich höre, eine andere, jene des alten Coppo gemiethet.“

Empfohlene Zitierweise:
Mathilde Feldern-Rolf: Eine Orangenblüthe. In Commission bei Jacob Dirnböck., Wien 1844, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Feldern-Rolf_Orangenbluethe.pdf/3&oldid=- (Version vom 14.2.2021)