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Deutsche Kriegszeitung, Nr. 1 vom 16. August 1914

Zwei historische Gedenkblätter.

Das Kaiserpaar mit den Prinzessinnen beim Feldgottesdienst am 9. August im Lustgarten zu Potsdam.

Das Kaiserpaar und die Prinzessinnen nach dem Feldgottesdienst.

und Kosaken wegen ihres Schneids bewundert und gefürchtet wurden. Der Schneid ist geschwunden; nur die Lust, den Bauern auszuplündern und ihm den roten Hahn aufs Dach zu setzen, erinnert in unangenehmer Weise heute noch an die alten Kosaken. Es waren übrigens an der preußisch-russischen Grenze ganz wider Erwarten deutsche Truppen, die bereits am 2. August die Offensive ergriffen. An diesem Tage rückte nämlich ein Infanteriebataillon mit Maschinengewehrkompagnie und einem Kavallerieregiment in Kalisch ein. An demselben Tage rückten die deutschen Grenzschutztruppen bei Lublinitz ebenfalls über die Grenze und nahmen den berühmten Wallfahrtsort Czenstochau, dessen Hauptbedeutung aber nicht in der Heiligkeit des Ortes, sondern darin zu suchen ist, daß er der Knotenpunkt zwischen großen Bahnen ist. Die Russen rächten sich ihrerseits für die Belästigung durch den lebhaften Gegner, indem sie Eydtkuhnen am 2. August besetzten; ein Vergnügen, dem keine lange Dauer bestimmt war. Ein Angriff auf die Eisenbahnbrücke über die Warthe wurde am gleichen Tage abgewiesen, und der Bahnhof Miloslaw wurde rechtzeitig vor den Kosaken geschützt. Damit war an dem erwähnten 2. August die Tätigkeit der Russen keineswegs erschöpft. Sie wurden in der Richtung auf Johannisburg gesehen und gemeldet und unterbrachen die Fernsprechverbindung Lyck–Bialla. – In der Nähe von Memel erschienen die ungebetenen russischen Gäste ebenfalls am 3. August, wurden aber von Teilen der Besatzung Memel zurückgetrieben. Der ostpreußische Landsturm hatte sogar die sicherlich große Freude, die ersten gefangenen Russen in Gestalt einer Ulanenpatrouille nach Königsberg zu bringen. – Hatten die russischen Kavalleristen bis zum 4. August eine gewisse Initiative gezeigt, so sollten sie an diesem Tage erfahren, daß die deutsche Kavallerie ebenfalls zu reiten versteht. Diese griff an diesem Tage den russischen Grenzort Kibarty bei Stallupönen an, was die russische Besatzung zu wilder Flucht veranlaßte. Damit war aber der russische Grenzschutz glatt durchbrochen und den deutschen Patrouillen gute Gelegenheit geboten, in das Landesinnere einzudringen und zu sehen, was hinter dem Grenzschleier stand. Höchst auffällig erschien es, daß eine russische Kavalleriedivision dem geschilderten Kampfe untätig zusah. Auch dies ist eine häufig beobachtete Erscheinung bei russischer Kavallerie. – Diese Patrouillenaffären boten nun vorzügliche Gelegenheit, unser Militär mit den Eigenheiten russischer Kavallerie vertraut zu machen. Vor allen Dingen lernte man, daß der Russe einfach kehrtzumachen pflegt, wenn er auf energischen Widerstand stößt. Bei Soldau wurde am 4. August eine Kavalleriebrigade bei Gelegenheit einer derartigen Scheinattacke nahezu vernichtet. Die vollständige Vernichtung dieser unglücklichen Brigade erfolgte nachher auf deren Rückmarsch. Und diesen Erfolg hatten unsere Truppen mit dem geringen Verlust von drei Toten und 18 Verwundeten davongetragen! Kein Wunder, daß den russischen Kavalleriedivisionen der Geschmack an der Belästigung deutschen Grenzgebietes mehr und mehr verging.

Zum ersten deutschen Sieg über die Franzosen: Panorama der Stadt Mülhausen im Elsaß.

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: Deutsche Kriegszeitung, Nr. 1 vom 16. August 1914. Scherl, Berlin 1914, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Feldztgdkz1914_0001-0024.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)