Seite:Feldztgdkz1914 0001-0024.pdf/5

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Deutsche Kriegszeitung, Nr. 1 vom 16. August 1914

Andrang von Berlinerinnen zum Kursus für Krankenpflege vor dem Reichstagsgebäude.

der Österreicher 1 Offizier und 21 Mann betrug. Um den Hammelhirten der schwarzen Berge ihr Geschützschießen abzugewöhnen, legte sich der österreichisch-ungarische Kreuzer vor Antivari und zeigte diesem Hafen, wie unbequem und unbehaglich es ist, beschossen zu werden.

Wir und die Belgier

Wir wußten, daß Frankreich einen Einfall in Belgien und damit eine Bedrohung des Unterrheins plante. Ob England in einem derartigen Falle dieselbe Entrüstung über Neutralitätsbruch an den Tag gelegt hätte, wie heute, ist fraglich. Deutschlands Pläne durften nicht gestört werden. Daher die Besetzung von Luxemburg und im Anschluß daran der Einmarsch in Belgien. Dieses, dem die annehmbarsten Bedingungen geboten worden waren, benahm sich in einer Weise, die uns für die Zukunft jeder Rücksichtnahme entbindet. Leuten gegenüber, die wehrlose Menschen mißhandelten, weil sie Deutsche waren, die auf Ärzte und Verwundete schossen, und deren Frauen kochendes Wasser auf unsere Truppen gossen, bestehen keine Verpflichtungen, mit Ausnahme derjenigen der schärfsten Strenge. – In Belgien liegen nun drei starke Festungen – Lüttich, Namur, Antwerpen. Diese ganz modernen Festungen waren natürlich ein großen Hindernis für die Besetzung des Landes, und die deutsche Oberleitung beschloß deshalb Lüttich zu nehmen. (Siehe Karte.)

Ein Abschiedsgruß von zarter Hand bei dem Ausmarsch.

Am 5. August erfolgte der allgemeine Einmarsch in Belgien, und ihm schloß sich ein Unternehmen an, welches in seiner Tollkühnheit einfach unerreicht dasteht. Eine unbedeutende Truppenabteilung unternahm einen Handstreich auf die moderne Festung, und einige Reiter waren tatsächlich unverschämt, d. h. prachtvoll unverschämt genug, bis in die Stadt vorzudringen, um den Kommandanten zu fangen. Was muß der gesagt und gedacht haben, als er vor diesen unverschämten Dachsen sich durch Flucht retten mußte! Handstreiche sind nun immer gefährlich. Drei Viertel aller Handstreiche schlagen fehl, was natürlich nicht verhindern darf, daß sie immer wieder versucht werden. Die militärisch nicht gerade übermäßig gebildeten Belgier machten natürlich aus dem mißglückten Handstreich eine fürchterliche deutsche Niederlage, und der König der Belgier und König Georg telegraphierten sich sogar über diesen glänzenden Sieg. Da kam die Strafe. Der General der Infanterie v. Emmich, der kleine Emmich, wie er genannt wird, hielt die Sache keineswegs für erledigt. Er verstärkte die abgewiesene Abteilung und führte nun persönlich den Sturm auf die Festung aus. Jubel begrüßte die Nachricht, daß die Festung am 7. August in deutschem Besitze war. Diese Leistung, die Erstürmung einer modernen Festung, erschien fabelhaft. General Emmich erhielt den Orden Pour le mérite, der französische Präsident, der sich vorlügen ließ, daß die Festung sich noch verteidige, blamierte sich, indem er der Gefallenen den Orden der Ehrenlegion verlieh, und der telegraphische Beglückwünschungsverkehr zwischen Brüssel und London wurde eingestellt. Über unsere Verluste, die sicherlich der Größe des Unterfangens entsprechen werden, liegen genaue Nachrichten noch nicht vor. Die belgischen Gefangenen sind zum Teil schon auf dem Wege nach Deutschland.

Die belgische Presse überschwemmt einstweilen das Ausland mit Lügenberichten, in denen sie dieselbe Fertigkeit zeigt wie die ihr

Kriegsfürsorge und Kriegsbegeisterung

Ausrückendes Feldlazarett.

Empfohlene Zitierweise:
: Deutsche Kriegszeitung, Nr. 1 vom 16. August 1914. Scherl, Berlin 1914, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Feldztgdkz1914_0001-0024.pdf/5&oldid=- (Version vom 31.7.2018)