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Deutsche Kriegszeitung, Nr. 1 vom 16. August 1914

Die Truppentransporte: Das Rote Kreuz bewirtet Einberufene am Stettiner Bahnhof.

ja wohl geistesverwandte französische Presse.

Alte Feinde, alte Hiebe! Mülhausen und Lagarde.

Wie im Jahre 1870, so hatten auch in diesem Jahre die Franzosen die Ehre, zuerst die Grenze zu überschreiten. Wir werden sehen, daß die Parallele mit dem Jahre 1870 sich weiter ziehen läßt, denn die Franzosen zogen sich, genau wie 1870, dadurch die schönsten Prügel zu. – Also bereits am 2. August, vor der Kriegserklärung, marschierten französische Kompagnien in die Ortschaften Gottesthal, Metzeral und Markirch und besetzten den Schluchtpaß.

Durch den Schluchtpaß führt die Chaussee durch das malerische Münstertal von Colmar her an dem weingesegneten Türkheim und Münster vorbei nach Frankreich. Die Franzosen gedachten natürlich den Weg in umgekehrter Richtung zurückzulegen. Man ließ sie vorläufig unbehelligt.

Dafür kam am 6. August die Nachricht, daß deutsche Truppen ebenfalls die Grenze nach Frankreich überschritten und Briey besetzt hätten. Dieses Städtchen liegt an einer französischen Bahn, die Anschluß an die Linie Metz–Verdun hat. Nun verlautete nichts Besonderes mehr vom Kriegsschauplatz in Elsaß-Lothringen. Man hörte zwar von einem feindlichen Vordringen im Südelsaß bis zum Städtchen Altkirch, aber der Feind war anscheinend von dort wieder nach Süden im Abmarsch begriffen. Wahrscheinlich erhielt jedoch der Feind Verstärkungen, denn die Grenzschutztruppen erhielten Befehl, sich vor ihm zurückzuziehen, und so gelangten die Franzosen, etwa 11/2 Armeekorps stark,

Schüler als Posten bei einem Bahnübergang.

bis nach Mülhausen. Zwischen Mülhausen und Sennheim hatten sie sich eingegraben, wurden jedoch am 10. August angegriffen und unter Hinterlassung von vier Geschützen, zehn Fahrzeugen und einer sehr großen Anzahl von Gewehren und mit einem Verlust von zehn Offizieren und 513 Mann Kriegsgefangenen nach Süden getrieben. Einige sollen versucht haben, die Schweizer Grenze zu überschreiten. Demoralisiert werden diese Franzosen, die bei Mülhausen kämpften, den französischen Boden wieder erreicht haben. Noch schlimmer erging es einer gemischten französischen Brigade bei Lagarde in Lothringen. (S. Karte.) Die Truppen gehörten dem 15. französischen Korps an, welches einen weiten Weg an die französische Grenze gehabt hat. (Wieder ein Beweis dafür, daß der Krieg gegen Deutschland damals schon beschlossene Sache war, denn sonst würde man sich kaum den Luxus des Transports erlaubt haben.)

Lagarde ist ein kleiner Ort, 3 km von der französischen Grenze.

Der für die Franzosen mit so schweren Verlusten zurückgewiesene Vorstoß einer Brigade kam offenbar aus der Richtung von Lunéville, das ein Sperrfort hat, und erfolgte wahrscheinlich über Einville, entlang dem Rhein-Marne-Kanal, an dem der kleine Ort Lagarde (500 Einwohner) liegt.

Aus dem Umstande, daß er von einer gemischten Brigade unternommen wurde, läßt sich auf eine gewaltsame Rekognoszierung schließen. Eine gemischte französische Brigade besteht vorschriftsmäßig aus zwei Infanterie-Regimentern zu je drei Bataillonen und drei Maschinengewehr-Sektionen von je zwei Maschinengewehren. An Kavallerie werden diesen Brigaden in

Auf dem Hof der Sammelstelle für Liebesgaben in der Luisenstraße zu Berlin.

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: Deutsche Kriegszeitung, Nr. 1 vom 16. August 1914. Scherl, Berlin 1914, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Feldztgdkz1914_0001-0024.pdf/6&oldid=- (Version vom 31.7.2018)