Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Kurzgefaßte Einleitung in die heiligen Schriften (11. Auflage).pdf/337

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wollen ist angesichts von Gal. 2, 1–10 geschichtslose Willkür. Die Briefe Petri und Pauli zeigen uns beide Apostel in völliger Einigkeit des Geistes. Nicht einmal das Bestreben, den Apostel Paulus dem Petrus als vollkommen gleichstehend und ebenbürtig darzustellen, kann man dem Verf. der Ap.-Gesch. mit irgend welcher Sicherheit nachweisen, da es fraglich ist, ob die in der That vorhandenen Parallelen zwischen den beiden Aposteln, ihren Wundern und ihrem Ergehen (Akt. 3, 1–10 mit 14, 8–10; c. 9, 36–43 mit c. 20, 7 bis 12; 8, 18–24 mit c. 13, 6–12; c. 12, 3–11 mit c. 16, 25 bis 34; die Pfingstpredigt Petri und die Rede Pauli in Antiochia Pisidias etc.) beabsichtigt waren oder ungesucht sich ergaben. Soweit in Ap.-Gesch. eine Anbequemung des Apostels an Jüdisches zu finden ist, findet es seine Erklärung in 1. Kor. 9, 20. – Besonders in ihrer 2. Hälfte könnte die Apostelgeschichte als eine Apologie des Christentums gelten gegenüber der Anklage, daß es eine staatsgefährliche Bewegung sei. Mindestens ist dem Verfasser die in den berichteten Geschichten thatsächlich vorliegende Apologie nicht unbewußt geblieben.

 4. Wert und Bedeutung der Ap.-Gesch. liegt zunächst darin, daß sie, mit Luther zu reden „eine Glosse über die Episteln St. Pauli“ ist. Sie verhält sich zu den paulinischen Briefen wie die Bücher der Könige und Chronika zu den Propheten, ist offenbar unabhängig von ihnen geschrieben, was ihre Glaubwürdigkeit erhöht, und bildet die unentbehrliche geschichtliche Grundlage, auf welcher die N. Tl. Einleitung ihre Bestimmung der chronologischen und sonstigen Entstehungsverhältnisse der Episteln aufbaut. Als älteste Kirchen- und Missionsgeschichte ist die Ap.-Gesch. für uns ein Buch von unschätzbarem Wert.

 5. Inhaltsübersicht.

 I. Der Eingang c. 1 enthält den Prolog des Geschichtschreibers (1–3), den Bericht über die Himmelfahrt JEsu (4–11) und die Ergänzung des ap. Zwölfzahl durch die Wahl des Matthias (12–26).

 II. Die Wirksamkeit des Petrus oder die apostolische Predigt innerhalb Israels.

 c. 2 berichtet, wie die Jüngerschar durch die Geistestaufe zur Gemeinde JEsu wird, die infolge der mächtigen Erweckungspredigt Petri noch am Tag ihrer Entstehung einen Zuwachs von 3000 Seelen gewinnt – auf kurze Zeit