Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Kurzgefaßte Einleitung in die heiligen Schriften (11. Auflage).pdf/103

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ist ihre Predigt und Verkündigung vgl. z. B. 1 Chron. 11, 4, 2 Chron. 20, 14, c. 32, 20. Die Chronika ist auch ein Zeugnis, mit welchem Ernst das damalige Geschlecht den Blick auf die Vorbilder der Vergangenheit richtete.

 4. Der Zweck bei der Abfassung der Bücher der Chronik, Esra und Nehemia ist folgender:

 a) Nachdem die Chronik die Genealogien aufgestellt, so wählt sie aus der Geschichte von David an Züge aus dem Leben Davids und seiner Nachfolger, welche uns einerseits den Eifer für das Heiligtum, anderseits den Lohn Gottes für solchen Eifer veranschaulichen, woneben es auch nicht an Zügen fehlt, die das Gegenteil davon mit den entsprechenden Folgen vorführen. Durch solche Bilder aus der Vergangenheit aber will der Darsteller die Gemeinde der Gegenwart zur Liebe für das Heiligtum und zum Eifer für Gesetz und Gottesdienst erwecken. Diese Absicht des Chronisten bringt es mit sich, daß er schon in den Genealogien I, 1–9 mit sichtlicher Vorliebe bei dem Königtum und Priestertum aus Juda und Levi verweilt, daß er, von der Geschichte Sauls ganz abgewandt, sofort zur Geschichte Davids übergeht, daß er dann, die Geschichte des Nord-Reiches nicht erwähnend, lediglich mit dem Reiche Juda sich beschäftigt und besonders die Partien hervorhebt, wo das Königtum im Vereine mit dem Priestertum für Herstellung gesetzlicher Zustände, für Tempel und Kultus Sorge trägt.

 b) In den Büchern Esra und Nehemia finden wir dann in jenem alles, was Esra, in diesem alles, was Nehemia für die Wiederherstellung des israelitischen Gemeinwesens im Sinne des Gesetzes gewirkt haben, als vorbildliche geschichtliche Zeugnisse religiösen Eifers, welche den Sinn für Gesetz und Heiligtum erwecken und beleben sollen.

 5. Der Inhalt der Chronik ist nun folgender:

 Erster Teil: Die Geschlechtsregister I, c. 1–9.

 In I, 1–9 gibt die Chronik Geschlechtsregister, die Esra aus Stammtafeln entnahm, welche sich noch in den Händen einzelner Familien befanden. Sie sollten wegen ihrer hohen Wichtigkeit für israelitische Verhältnisse vor dem Untergange bewahrt werden. Weil Esra nur sammelte, was er fand, so gab es von manchen Geschlechtern doppelte, von andern wieder gar keine Verzeichnisse. Die reichsten Verzeichnisse konnte er von den Stämmen Juda, Levi und Benjamin geben, weil besonders Nachkommen dieser Stämme aus dem Exil zurückgekehrt waren; von den übrigen zum Reiche Israel gehörigen Stämmen aber waren mit Serubabel und Esra keine, oder doch nur sehr wenige Familien