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einen das Edikt Hamans widerrufenden Erlaß auszufertigen. Es wurde nämlich den Juden auf den 13. Adar die Freiheit gegeben, zur Erhaltung ihres Lebens zusammenzutreten, ihre Feinde niederzumachen und ihre Güter zu plündern. In Susan und allenthalben entstand darüber unter den Juden festlicher Jubel (c. 8). Am 13. Adar begann das Gemetzel. Die Juden wurden in ihrer Selbstverteidigung von den königlichen Beamten nicht nur nicht gehindert, sondern unterstützt; in Susa allein töteten sie 500 Mann, auch die 10 Söhne Hamans, des Judenfeindes, erlaubten sich aber keine Plünderung. Auf Esthers Bitte wurde die den Juden gegebene Freiheit auch auf den 14. Adar ausgedehnt, an welchem wieder 500 Mann in Susa fielen. Die in den Provinzen entledigten sich schon am 13. Adar ihrer Feinde (es fielen 75,000) und feierten den 14., in Susa wurde erst der 15. gefeiert (9, 1–19).

 Mordechai schrieb dies alles auf, wie der vom Synedrium hinzugefügte Bericht zum Schlusse sagt, und bestimmte den 14. und 15. Adar zu künftigen Freudenfesttagen der ganzen Judenschaft, was auch für alle Zukunft angenommen wurde; man nannte die beiden Tage Purim, denn Haman hatte das Los (pur) über die Juden geworfen, und es hatte den 13. Adar getroffen (9, 20–28). Das erste Schreiben Mordechais, die Festfeier betreffend, wurde dann noch durch ein zweites gemeinsames, der Königin Esther und des Mordechai bekräftigt, welches, wie das erste, im ganzen persischen Reiche verbreitet wurde. So ist das Purimfest entstanden und die Geschichte seiner Entstehung schriftlich geworden (9, 29–32). Das Buch schließt mit einem Preise Mordechais, der sein Ansehen bei dem Könige zum besten seines Volkes verwendete (c. 10).




Zweite Abteilung.
Die poetischen Bücher.

§ 33.
Die hebräische Poesie.

 1. Die Einteilung der Poesie in epische, lyrische und dramatische, welche von den Griechen entlehnt ist, findet auf die hebräische Poesie keine Anwendung. Die epische Poesie verherrlicht die Heldenthaten eines Volkes. Da nun Israel alle seine großen Thaten unter offenbarer göttlicher Wunderhilfe vollbrachte, das göttliche Thun also hervortrat, so gaben große Erfolge Anlaß zu Lobgesängen, aber nicht zu Heldenliedern; dazu kommt, daß Israels Vergangenheit von der Sonne geschichtlicher Überlieferung hell beschienen ist, während die epische Dichtung das Dämmerlicht der Sage fordert. Die dramatische Poesie stellt große Begebnisse in ihrem Verlaufe nach Ursache und Wirkung in der Weise dar, daß sie die an den betreffenden