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 a) Eliphas straft Hiobs Selbstgerechtigkeit, welche die Erkenntnis der Ursachen des Leidens hindere: Gott züchtige Hiob (5, 17) um der allgemein menschlichen Sündhaftigkeit willen, an der auch er seinen Anteil habe (c. 4); nicht blindes Eifern, sondern bußfertige Unterwerfung bringe Hiob Heil (c. 5).

 Hiob rechtfertigt seinen Eifer durch das Übermaß seiner Leiden und schilt die Unbarmherzigkeit der Freunde, die statt des gehofften Trostes (v. 15 ff.) nur strafende Worte für ihn haben (c. 6). Gottes Zorn fühle er; aber warum komme er über einen Menschen, der doch nichts sei, und verfolge ihn bis zum Tode? (c. 7).

 b) Bildads Rede dreht sich um die Behauptung: „Gott ist nie ungerecht“, und zwar so, daß aus seinen Worten schon der Zweifel an Hiobs persönlicher Frömmigkeit hervorschimmert (8, 5. 6). Er sagt, Gott sei zu erhaben, um ungerecht zu sein, er suche nur den Gottlosen heim: Hiob müsse sich vor Gott beugen (c. 8).

 Hiob fühlt die Erhabenheit Gottes und seine Nichtigkeit auch, aber er fühlt jene nur als Willkür, die den Frommen wie den Bösen schlägt und der gegenüber der Mensch auf jede Selbstverteidigung verzichten muß (c. 9), – warum hat mich aber, sagt er weiter, Gott geschaffen, wenn er mich nachher wieder verderben lassen will? (c. 10).

 c) Zophar: Der Erhabene ist der Weise und siehet auch die heimlichen Sünden: Hiob vermesse sich nicht, mit Gottes Weisheit zu rechten, sondern prüfe sich, thue Buße und Gottes Gnade wird wiederkehren (c. 11).

 Hiob weiß Gottes herrliche Weisheit besser noch zu predigen als Zophar (c. 12), aber die Folgerung, daß sein Schicksal ein verdientes, weist er ab und warnt die Freunde vor einer Gottes unwürdigen Parteilichkeit; er erbietet sich, vor dem Erhabenen seine Unschuld nachzuweisen (c. 13) schließlich aber bittet er, Gott möge einhalten und um der Kürze und Unwiederbringlichkeit des menschlichen Lebens willen seiner schonen (c. 14).

2. Der zweite Gang c. 15–21.

 Von dem Schlusse: Weil Gott der Gerechte ist, so kann er Hiob nur verdientermaßen strafen, gehen die Freunde zur Behauptung über: Hiob ist auch wirklich ein Gottloser, sein Schicksal macht seine Gottlosigkeit jetzt kund. Hiob aber ruft Gott zum Zeugen seiner Unschuld an und weist, um die Behauptung der Freunde zu entkräften, auf das Glück der Gottlosen hin.

 a) Eliphas straft Hiobs hoffärtige Lästerungen; sein Schicksal zeige ja seine Gottlosigkeit, denn so wie er – lehrt die Erfahrung – enden alle die Gottlosen (c. 15).

 Hiob klagt tief verwundet (v. 8–11) über diese Angriffe seiner Freunde und ruft Gott zum Zeugen (c. 16) und zum Rächer seiner Unschuld an den Freunden an (c. 17).

 b) Bildad führt nun mit deutlicher Anspielung auf Hiob den Gedanken aus: der Gottlose nimmt ein Ende mit Schrecken (c. 18).

 Hiob klagt über die Last des göttlichen Zornes, die seine Freunde so