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ihn, das Leiden als eine Schickung der züchtigenden Liebe zum Zweck der Bewahrung vor Sünden zu betrachten (c. 33). Er nimmt Gottes Gerechtigkeit vor den Anschuldigungen Hiobs in Schutz durch Hinweisung auf seine Vaterliebe zur Kreatur und auf sein Walten in der Geschichte (c. 34). Bei dem Abstand zwischen Gott und Mensch könne es keine Verhandlung zwischen beiden geben; beten aber solle Hiob (c. 35); denn ob Gott auch übermächtig, so behandele er den Menschen doch nicht verächtlich; auch den um seiner Sünde willen gerechter Strafe preisgegebenen wolle er noch durch Züchtigung bekehren, nur der Verstockte habe kein Heil (c. 36). Wie herrlich und gewaltig ist Gott in Werken der Natur – wer will ihn meistern (c. 37).

2. Gottes Erscheinung und seine Reden c. 37–41. Hiob wird fürs erste für die ihm noch anhaftende Sünde gedemütigt.

 Gott offenbart sich, redet aus dem Wetter, preist seine Macht und Weisheit und sein unbegreifliches Walten in der Natur, um den Vorwitz Hiobs zu beschämen, der es gewagt hatte, Gottes Wege mit den Menschenkindern zu meistern (c. 38. 39). Hiob legt beschämt die Hand auf den Mund. Dann zeigt Gott dem Hiob, wie schlecht ihm der Tadel der göttlichen Weltregierung anstehe, ihm, der der Aufgabe der Weltregierung so wenig gewachsen sei, daß er nicht einmal die Bändigung eines einzigen Ungetüms der Schöpfung z. B. des Behemoth oder des Leviathan, vermöge (c. 40. 41).

3. Der geschichtliche Ausgang c. 42. Zuletzt wird Hiob vor den Freunden als Gottes Knecht bezeugt.

 Hiob thut Buße für seinen Vorwitz. Gegen die Freunde entbrennt der Zorn Gottes, nur durch Hiobs Fürsprache, zu dem sich der HErr als zu seinem Knechte feierlich bekennt, finden sie Gnade. Hiob aber erlangt zwiefachen Segen.


§ 35.
Der Psalter.

 1. Mit diesem Namen bezeichnet man die im Kanon des A. Testaments befindliche Sammlung von 150 heiligen Liedern oder Psalmen. Im N. Testamente, bei den LXX und in der Vulgata heißt die Sammlung „die Psalmen“, Ps. 72, 20 steht als Gesamtname für Davids Lieder der Ausdruck „Gebete“, die Juden nennen den Psalter Tillim, d. i. Hymnen.

 2. Als Verfasser der Psalmen bezeichnet das N. Testament kurzweg den David (z. B. Hebr. 4, 7), nicht bloß weil der Grundstock des Psalters (73 Psalmen) ihm ausdrücklich zugeschrieben wird, sondern weil er in gewissem Sinne Vater aller Psalmen ist, da alle Psalmendichter in seinen Fußtapfen gehen. Zunächst schließen sich an seine Psalmen die seiner drei Sänger, nämlich die 12 Psalmen des