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 4. Die Tonweise geben an die Beischriften: a) auf schwermütige Weise (L.: Ps. 53, 1 im Chor umeinander zu singen, Ps. 88, 1 von der Schwachheit der Elenden). b) auf Mädchenweise, d. i. im Sopran (L.: Ps. 46, 1, von der Jugend vorzusingen). c) in der tiefen Oktave (L.: auf 8 Saiten) 6. 12.

 5. Die Melodie, nach welcher der Psalm zu singen ist, geben folgende Formeln[1] an: a) „Der Tod macht weiß“ Ps. 9, 1 (L.: von der schönen Jugend). b) „Hinde des Morgenrots“ (L.: Ps. 22, 1 von der Hinde, die frühe gejagt wird). c) „Verdirb nicht“ (L.: vorzusingen, daß er nicht umkäme) 57–59. 75. d) „Stumme Taube in der Fremde“ oder „Taube der fernen Terebinthen“ (L.: von der stummen Taube unter den Fremden, Ps. 56). e) „Lilien (L.: von den Rosen) Ps. 45. 69. f) „Lilien das Zeugnis“ (L.: von den Spanrosen) Ps. 80. g) „Lilie des Zeugnisses“ (L.: von einem güldenen Rosenspan) Ps. 60.

 Luther faßt diese Melodienangaben als Angaben des Inhalts und sagt z. B.: „Von der Hinde des Morgenrots“, während richtig übersetzt es lauten muß: Ein Psalm Davids (nach der Melodie eines Liedes, welches mit den Worten anfing) „Hinde des Morgenrots“. So sind wohl auch die anderen sub 5 genannten Formeln zu verstehen.

 Übrigens wird bemerkt, daß, was unter 2, 4 und 5 angegeben ist, keineswegs unumstößliche Gewißheit, sondern nur annähernde Wahrscheinlichkeit hat. Diese Angaben bezeichnen den gegenwärtigen Stand der einschlägigen Forschungen.

 c) Auf die liturgische Bestimmung.[2]

 a) Dem „Sangmeister“ – so 55mal –; vielleicht so viel als dem „Einüber“, dem, der den Psalm mit den Musikern einzuüben hat (Luther: „vorzusingen.“) b) „Zum Gedächtnis“ (Luther), wörtlich: „zur Darbringung der Askara“, d. i. eines Teiles des Speiseopfers, welches dargebracht wird „zum Gedächtnis = damit Gott an den gedenken möge, der ihm dies Opfer bringt (Lev. 2, 2. 9. 16). So Ps. 38. 70. c) Ein Dankpsalm (Luth.) Ps. 100, wörtlich bei einem Dankopfer = bei Darbringung eines Dankopfers zu singen, d) Auf den Sabbattag Ps. 92. e) Bei Einweihung des Hauses Davids Ps. 30. f) Wallfahrtslieder Ps. 120 u. s. w., vgl. die Bemerkung dazu.

 4. Der Psalter ist, entsprechend der Thora, in fünf Bücher eingeteilt: I. 1–41. II. 42–72. III. 73-89. IV. 90–106. V. 107–150. Die Einteilung macht sich bemerklich durch die Doxologien am Ende der Bücher. Die drei ersten Bücher enthalten


  1. Diese rätselhaften Formeln fassen neuere Ausleger als Anfänge von Volksliedern, die man sich für den Psalmengesang aneignete.
  2. Die LXX enthält nicht wenig Zusätze, welche einen Einblick in die liturgische Verwendung der Psalmen zur Zeit des zweiten Tempels gewähren und meistens aus den Talmuden sich bestätigen.