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vornehmlich Psalmen Davids, seiner Sänger und ihrer Schulen, die zwei letzten geben außer einer Nachlese davidischer Psalmen die Lieder der übrigen großenteils anonymen Psalmendichter der späteren, meist exilischen und nachexilischen Zeit. Die Reihenfolge der Bücher ist also chronologisch. Von welchen Gründen die Aufeinanderfolge der Psalmen abhängig sei, ist nicht wohl zu bestimmen.

 5. Die Zusammenstellung der einzelnen Psalmen zum Psalter ist zu unterscheiden von der Sammlung der Psalmen. Diejenigen, welche den Psalter schließlich redigierten, fanden eine – vielleicht von Salomo herrührende – Sammlung vorzugsweise davidischer Lieder (Ps. 72, 20) und etwa eine Nachlese von Liedern Davids und seiner Sänger durch das von Hiskia bestellte Kollegium (2 Chr. 29, 25 ff. vgl. Spr. 25, 1) schon vor. Zu diesen beiden Sammlungen, die im wesentlichen in den drei ersten Büchern vorliegen, fügten die Redaktoren in den zwei letzten Büchern die Psalmen der späteren Zeiten bis auf ihre Tage bei, stellten ihnen aber alte Lieder, die sie vielleicht aus alten Geschichtswerken sammelten, voran, Ps. 90, 108 u. a., oder mischten solche ein (z. B. Ps. 143). Aus 1 Chr. 16, 35 f. sieht man, daß der Chronist den Psalter schon als fünfteiliges Werk vorfand, denn er citiert mit Ps. 106, 47 auch die Schlußdoxologie Ps. 106, 48. Die letzte Redaktion des Psalters wird aus der Zeit des Esra oder Nehemia stammen, um so mehr als der Psalter im nächsten Verhältnis zum Gottesdienste stand, für dessen Wiederherstellung und Ausbildung Esra und Nehemia so eifrig wirkten, und der Psalter einen der wichtigsten Bestandteile des von Esra und Nehemia und dem Ältesten-Kollegium festgestellten Kanons bildete. Die dritte Abteilung der heiligen Schriften wird mit dem Psalter eröffnet und häufig nach demselben benannt. (S. o. S. 8.)

 Der Psalter will betrachtet sein als die geistliche Frucht der von Gott auf Grund seines Bundes an Israel gewendeten Arbeit; er zeigt das innere religiöse Leben der gläubigen Gemeinde. Seine Lieder behandeln ebensosehr Angelegenheiten des Reiches Gottes und seines Königs, wie die persönlichen Herzensanliegen des Frommen. Vorzugsweise wohl um des letzteren Umstandes willen ist der Psalter, nach Luthers Wort, das Gebetbuch aller Heiligen geworden. Sein Inhalt klingt vielfach in den Liedern der Christenheit wieder vgl.