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(vgl. 1, 6), 22, 17–24, 22; und 24, 23–34; 5. Sprüche Salomos, welche gesammelt haben die Männer Hiskias c. 24–c. 29; 6. drei Anhänge: a) Worte Agurs c. 30, b) Worte des Königs Lemuel 31, 1–9 und c) Lob einer tugendsamen Hausfrau 31, 10–31. – Den Kern des Buches bilden also Sprüche Salomos. Sie werden aber eingeleitet durch allgemeine Ermahnungen zur Liebe der Weisheit, und Worte anderer Weisen werden ihnen angefügt. Dieser einfache Thatbestand ergibt, daß das Buch, wie es vorliegt, nicht von Salomo herstammt. Der Überlieferung zufolge haben die Männer Hiskias alle die im Spruchbuche vereinigten Sprüche gesammelt. Aber der nächste Eindruck der Überschrift 25, 1 ist doch der, daß in der Zeit Hiskias das Spruchbuch c. 1–24 schon vorlag. Ein Weiser hat die im Munde des Volkes fortlebenden Sprüche Salomos (vgl. 1 Kön. 5, 12 f.) gesammelt, dieser Kernsammlung c. 10–22, 16 seine eigenen Weisheitsreden c. 1–9 vorangestellt und Sprüche anderer Weisen (c. 22, 17–24, 22 und 24, 23–24) angefügt. Diesem älteren Spruchbuch haben dann die Gelehrten des Hiskia noch Nachträge beigegeben, denen sie besondere Überschriften gaben, nämlich die Nachlese salomonischer Sprüche (c. 25–29), wozu dann ein dreifacher Anhang kam: c. 30; c. 31, 1–9 und c. 31, 10–31. Diese Anhänge führt die talmudische Überlieferung durch die symbolische Deutung der Namen Agur und Lemuel auf Salomo, und durch die Annahme, daß 31, 10 ff. Bathseba zu Salomo spricht, ebenfalls auf Salomo und seine Mutter Bathseba zurück. Dieser Überlieferung widerspricht aber die ganz verschiedene Art der Stücke c. 30 und 31. Die Anhänge sind Worte späterer Weisen, vgl. 24, 23.

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 3. Charakter der Lehrsprüche. Die Sprüche Salomos sind nicht zu verwechseln mit Volkssprichwörtern. Denn diese sind 1. kunstlose, die Lehrsprüche Salomos aber kunstmäßige Erzeugnisse; 2. die Volkssprichwörter enthalten die Weisheit des natürlichen Menschen, die Lehrsprüche Salomos aber sind Ausfluß einer gottgeschenkten Weisheit (1 Kön. 4, 29; Luth.), wie eine talmudische Überlieferung sagt: die Chokmah (Weisheit) ist die Voraussetzung für die Zucht und hat ihre Wurzel im Studium der Thora (des Gesetzes), weshalb sie denn auch 3. als zu befolgende Sittenregeln gelten, während jene neben Wahrem auch Falsches enthalten. Neben diesen