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Fünfzehnte Rede. Die Weisheit hat in ihrem prachtvollen Hause ein Mahl bereitet, zu welchem sie die Unverständigen einladet, damit sie sich sättigen an ihren Speisen, und von der Thorheit lassen, damit sie ihr Leben erhalten (9, 1–6). Spötter aber und Frevler werden nicht eingeladen; sie würden die Weisheit nur beschimpfen, und diese würde doch nichts ausrichten, da man ohne Gottesfurcht und Erkenntnis Gottes die Weisheit nicht erlangen kann (6–16). Wer die Weisheit hat, hat auch das Leben, der Spötter fügt nur sich selber Schaden zu. Auch die Thorheit lädt in zudringlicher Weise ruhig ihres Weges gehende Leute ein (13–15). Der Einfältige folgt ihrer Einladung und läßt sich zur Sünde verführen, ohne zu wissen, daß er damit rasch dem Verderben anheimfällt (16–18).

 III. Die erste Spruchsammlung Salomos 10, 1–22, 16.

 Von hier an folgt nun die eigentliche alte Spruchsammlung. Sie enthält 375 Sprüche, welche ohne nachweisbaren Gedankenzusammenhang, doch gruppenweise an einander gereiht sind. Es sind meistens Distichen mit antithetischem Parallelismus, ohne daß die anderen Formen des Kunstspruchs fehlen. Es ist nicht die Bestimmung dieser Sprüche hinter einander gelesen zu werden; jeder ist in dieser ältesten Sammlung immer ein Ganzes für sich und will besonders eingeprägt und erwogen sein. Eine Erklärung dieser einzelnen Sprüche zu geben, kann nicht Sache der Einleitung sein.

 IV. Zwei Anhänge zur ersten Spruchsammlung 22, 17–24, 37.

 Es folgen zunächst vier Verse in dem Tone jener ersten langen Einleitung c. 1–9. Dann kommen „Worte der Weisen“, und zwar in zwei kleinen Sammlungen. Die erste reicht von 22, 22–24, 22; die zweite von 24, 23–37. Sie gleichen in manchen Stücken ebenfalls jenen einleitenden Reden c. 1–9. Die Form ist eine andere, als die des salomonischen Spruches. Dieser besteht in der Regel in einem zweigliedrigen Verse, während hier ein Lehrspruch 2, 3, ja 7 Verse umfaßt und manche Verse aus 3–4 Gliedern bestehen.

 V. Zweite Sammlung salomonischer Sprüche c. 25–29.

 Sie sind eine Nachlese, veranstaltet von den Männern Hiskias, d. i. einem von Hiskia eingesetzten Kollegium von Männern, welche für Erhaltung der heiligen Schriftdenkmäler sorgten. Auch diese Sprüche, wie die in der ersten Spruchsammlung, enthalten meistens Disticha. In c. 25 und 26 herrscht die Vergleichung, in c. 27–29 aber der Gegensatz vor. In c. 25 und 26 ziehen sich Sprüche öfter durch zwei Verse hindurch, zuweilen ist eine Gruppe derselben sinnverwandt, und öfters kommen Bindeglieder durch wiederkehrende Worte.

 VI. Zwei Anhänge c. 30–31.

 C.30 enthält die „Wortes Agurs“. Agur ist vielleicht ein sinnbildlicher Name, ebenso wie Jakeh. Die Sprüche Agurs lehren in mannigfaltiger Einkleidung die wahre Weisheit und ihre Bewährung im Leben. – C. 31 enthält erstlich v. 1–9 Worte des Königs Lemuel, was wieder ein symbolischer