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denn er geht auf einen, man weiß nicht ob würdigen oder unwürdigen Erben über (2, 18–21), und übrigens hängt heiteres Genießen, wie Weisheit und Wissen nicht lediglich vom Wollen des Menschen ab, sondern beides ist Gottes Gabe (2, 22–26). Alles hat seine von Gott geordnete Zeit, der Mensch aber vermag das die Unendlichkeit erfüllende Gotteswerk trotz des ihm eingepflanzten Forschungtriebes weder rückwärts noch vorwärts zu überschauen; seine Bedingtheit in allem, auch im heiteren Genießen, soll ihm eine Schule der Furcht Gottes, des alles unabänderlich Bedingenden werden, welcher den Kreislauf des Geschehens gestaltet (3, 1–15). Sieht er an der Stätte des Rechts die Ungerechtigkeit walten, so ist eben Gottes Zeit zu richterlichem Eingreifen noch nicht gekommen (3, 16–17). Gott will die Menschen prüfen, sie sollen sehen, daß sie gleich den Tieren zufällige und ohne gewissen Unterschied von den Tieren dem Tode verfallende Wesen sind, – es erübrigt nichts, als sich, so gut es geht, dieses vergänglichen Lebens zu freuen (3, 18–22).

 Koheleth zählt nun weiter die Mißverhältnisse unter der Sonne auf: die Tyrannenwirtschaft, angesichts welcher Totsein für besser als Leben und Nicht ins Dasein getreten zu sein für besser als beides zu halten ist (4, 1–3), die Rivalität (4, 4), die Ruhelosigkeit der Arbeit, von der nur der Thor sich entbindet (4, 5. 6), das ziellose Mühen und Kargen des Alleinstehenden (4, 7–12); die Täuschung der auf einen zum Throne gelangten Emporkömmling gesetzten Hoffnungen (4, 13–16).

 Hier folgen dann unvermittelt Regeln für das Verhalten des Menschen gegenüber dem Allesbedingenden: für den Besuch des Gotteshauses (4, 17), das Beten (5, 1. 2) und das Geloben (5, 3–6).

 Dann setzt sich das Register der Eitelkeiten oder der Mißverhältnisse unter der Sonne fort: die unersättlich habgierige Ausbeutung des Niedern durch den Höheren im despotischen Staate, wobei sich der Verfasser den patriarchalischen auf Ackerbau basierten Staat lobt (5, 7–9), und das Nichtige und Mißliche des Reichtums, der den Reichen nicht glücklicher macht, als den Handarbeiter (5, 10. 11), der zuweilen, ohne vererbt werden zu können, verloren geht (5, 12–14), und den sein Besitzer jedenfalls sterbend im Stiche lassen muß (5, 15. 16). Der Reichtum hat nur einen Wert, wenn durch ihn vermittelter heiterer Lebensgenuß als Gottes Gabe hinzukommt (5, 17. 18). Denn es kommt vor, daß Gott einem Menschen Reichtum gewährt, einem Fremden aber den Nießbrauch (6, 1. 2). Die Fehlgeburt ist besser daran, als ein Mensch, der hundert Kinder und langes Leben und doch bis in den Tod hinein keinen Genuß vom Leben hat (6, 3–5). Das in die Zukunft schweifende Verlangen ist eine Pein, nur so viel als der Mensch wirklich genießt, hat er von all seiner Mühe (6, 6–9). Was der Mensch werden soll, ist prädestiniert, alles Entgegenringen wäre nutzlos, das Wissen, um das was ihm gut thut und um seine Zukunft steht in keines Menschen Macht (6, 10–11).

 Anknüpfend an das: „Was ist dem Menschen nütze“ in 6, 12 folgen nun allerlei Lebensweisheitsregeln über das dem Menschen Nützliche, zuerst 6 Sprüche