Seite:Ferdinand Wilhelm Weber - Kurzgefaßte Einleitung in die heiligen Schriften (11. Auflage).pdf/156

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anbrechende schwere Zeit sagen kann und zu sagen hat, in einem Testament zu hinterlassen. Er erlebt ja den Anfang jener Unglückszeit und was sie in sich schließt, nicht mehr, aber er versetzt sich in dieselbe kraft prophetischen Seherblicks und wie er in der assyrischen Drangsal der Halt Israels gewesen ist, so verläßt er auch jetzt sein Volk nicht, tritt hinein im Geist unter die Gefangenen und Geknechteten, tröstet und schilt, ermutigt und straft, ringt und betet und läßt nicht ab, bis das Gericht zum Sieg hinausgeführt ist. Denn Israel ist ja Gottes Diener, es kann nicht untergehen, es wird erlöst, aber freilich es geht durch tiefe Demütigung zur Herrlichkeit. Und an diesem Gang hat auch der teil zu nehmen, dem Jesajas am Anfang seiner prophetischen Thätigkeit als die Hoffnung Israels geschaut hat. Aber indem derselbe, der wahre Knecht Gottes, in dem sich Israels Bestimmung vollendet, durch Leiden zur Herrlichkeit empordringt, hebt er zugleich sein Zion, die Schar derer, die zu ihm sich hält, aus der Schmach und Unterdrückung mit empor. Da erfüllen sich alle Verheißungen, die dem Volk Gottes gegeben sind, in überschwenglicher Herrlichkeit. – Ansätze finden sich bereits im 1. Teil c. 6, 13; c. 9; c. 11; c. 24–27; c. 34–35. Außerdem c. 13–14; c. 21. Das Vermächtnis eines Propheten an sein Volk, ist es, was Jesaja c. 40–66 gibt, ja des größten unter den Propheten.

 (Nach bisheriger Erforschung der babylonischen Inschriften macht die Gesandtschaft Merodach Baladans c. 39, 1 ff. der Einleitung zu c. 40–66, chronologische Schwierigkeiten. Aber innere Gründe sprechen dafür, daß an dem 14. Jahr Hiskia’s als dem Jahr seiner Krankheit und des assyrischen Angriffes festzuhalten und daß die in Jesaja, 2 Könige c. 20 und 2 Chron. c. 32 vorliegende Reihenfolge der Erzählungen zugleich die chronologische sei: erst Angriff Sanheribs, dann babylonische Gesandtschaft.)

 3. Man hat Jesaja den Evangelisten unter den Propheten genannt. Er ist es, indem er der Tröster der geringen Herde der Gläubigen, der Ermutiger der Verzagten ist. Hauptsächlich ist er es aber dadurch, daß bei ihm mehr als bei irgend einem andern Propheten der Messias Gegenstand seiner Weissagung ist. Nicht bloß die Weihnachtsthatsache verkündet er wie Micha, sondern auch