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die Geschichte des Karfreitags stellt er uns vor Augen. Der Messias ist bei ihm der Mittelpunkt der Geschichte Israels, im 1. und 2. Teil, und der Gang beider ist eng verbunden. Die Sünde Israels wirft ihre Schatten in den Lebenslauf des Messias, und sein Siegesgang hebt auch Israel mit empor. An ihm hängt Israels Heil. – Die Aussagen über den Messias verteilen sich in charakteristischer Weise über beide Hälften; der erste Teil stellt hauptsächlich dar die frohen Hoffnungen, die sich für die Gläubigen an die Erscheinung Gottes im Fleisch knüpfen, c. 9, Weihnachtsglanz liegt über ihm. Der 2. Teil faßt das Wirken des in Knechtsgestalt erschienenen Heilands ins Auge. Die 2. Gefangenschaft war im Gegensatz zu der ägyptischen eine verschuldete. Eine Erlösung aus ihr setzte voraus Vergebung auf Grund einer Sühnung. Die Verschuldung Israels an seinem Gott ist das eigentliche Gefängnis. Darum bildet den Mittelpunkt des 2. Teils die Passion, das sühnende Leiden des Knechtes Gottes c. 53. So hat jeder Teil seine eigentümliche Besonderheit und gehören doch beide eng zusammen, wie Weihnachten und Passion. In Stellen aber wie z. B. c. 9, 1 vgl. Matth. 4, 14 und andern berührt sich auch der 1. Teil mit dem Gedankenkreis des zweiten.

 Im übrigen umspannen beide Teile den ganzen Umfang der geschichtlichen Entwicklung des Reiches Gottes, von der Gegenwart des Propheten an bis ans Ende der Dinge; und zwar jeder Teil für sich und beide in Übereinstimmung miteinander, vgl. z. B. c. 11 und c. 65.

 4. Wie unser Buch im großen und ganzen, so ist es auch im einzelnen kunstvoll angelegt. Die Sammlung der Reden ist im ganzen und großen chronologisch geordnet. „Die Zeitangaben 6, 1; 7, 1; 14, 28; 20, 1; 36, 1 sind Punkte einer fortschreitenden Linie. Auch die drei Hauptteile bilden eine chronologische Reihe. Denn c. 1–6 stellen uns die Wirksamkeit Jesajas unter Usia-Jotham dar; c. 7–39 seine Wirksamkeit unter Ahas und Hiskia bis in dessen 15. Jahr; c. 40–66 aber sind die spätesten, unmittelbar in Schrift gefaßten Erzeugnisse des zurückgezogensten Innenlebens.“ Aber wenn auch im allgemeinen die Zeitfolge herrscht, so wird sie doch überall von sachlichen Gesichtspunkten durchbrochen. Das Prinzip des Ganzen waltet in der Anlage des Buches klar vor. Das Gericht über das