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seiner Aufgabe nicht, wenn dasjenige, was in der uns vorliegenden Schrift mit dem babylonischen Exil zusammenhängt, als dem Propheten Jesajas nicht zugehörig gestrichen wird.

 Die Gegner der Echtheit von c. 40–66 nehmen an, daß diese Kapitel gegen das Ende des Exils geschrieben seien, insonderheit sei c. 49–66 geschrieben, als sich der Angriff des Cyrus auf Babel verzögerte. Aber solche Klagen, wie c. 58 und 59 oder c. 63 und 64 lassen sich wohl begreifen, wenn der Prophet das Elend der ganzen Zeit der Verstoßung Israels vor Augen hatte, nimmermehr aber, wenn sein Blick an den Gang des Cyrus geheftet ist. Es war ja von Jeremia deutlich geweissagt, daß nach 70 Jahren die Befreiung kommen sollte.

 Schließlich bleibt für die Gegner der Echtheit eine nicht geringe Schwierigkeit zu beseitigen, eine Schwierigkeit, größer als die der Annahme, daß der Prophet sich in die Zukunft versetzt habe, von der er weissagt. Nämlich: wie ist es möglich, daß ein Prophet von solcher Größe und Bedeutung unbekannt blieb? Sehen wir doch sonst die Propheten durch Nennung ihrer Person für ihre Weissagungen einstehen. Was sollte und konnte denn diesen zur Verschweigung seines Namens bewegen? Und wenn er sich auch in seinem Buche nicht nannte, wie war es möglich, daß den heimkehrenden Exulanten, die er mit seiner Weissagung getröstet und aufgerichtet, so ganz alle Erinnerung schwand, daß ein Prophet unter ihnen gelebt und gewirkt, daß man seine Weissagung an die des Jesaja anschloß, und für eine Weissagung des letzteren hielt? So lange man auf diese Frage keine irgend genügende Antwort hat, besteht allein zu Recht die bisherige Annahme, in der uns noch neben den bereits angeführten ein zweifacher Grund bestärkt: erstens, es zeigt c. 40–66 nirgends Spuren unmittelbarer Bekanntschaft mit dem Götzendienst oder den Örtlichkeiten Babylons, was doch erwartet werden müßte, hätte Jesaja dort wirklich gelebt, und nicht bloß im Geiste sich dorthin versetzt. Zweitens spricht eine Vergleichung der Stellen Zeph. 2, 15 mit Jes. 47, 8. 10, und Zeph. 3, 10 mit Jes. 66, 20, oder Jerem. c. 50 und 51 mit Jesajas Weissagungen gegen Babel, endlich Jerem. 10, 1–16 mit Jes. 44, 12–15; 41, 7; 46, 7 doch mehr dafür, daß Zephanja und Jeremia von Jesaja, nicht dieser