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(c. 22, 15–25), den Hausminister des Königs, den Ausbund der oben gestraften stolzen Sicherheit und Gottvergessenheit. Der sichere Mann läßt sich eben ein fast königliches Erbbegräbnis bauen, aber Jehova wird ihn nach Babel schleudern, dort soll er schmachvoll sterben (15–19). Er wird von seinem Posten gestoßen, um einem Würdigeren Platz zu machen, der freilich seine Machtfülle zu gunsten seiner Familie mißbraucht und auch zuletzt ins Verderben stürzt (20–25).

 Zwölfte Weissagung. Über Tyrus c. 23.

 Babel, die Stadt des Weltreichs beginnt, – Tyrus, die Stadt des Welthandels, beschließt die Reihe der Weissagungen gegen die Völker. Beide beherrschen die Welt in ihrer Weise. – Die Weissagung beginnt damit, daß sie uns phönizische Kauffahrteischiffe vergegenwärtigt, welche die Unglücksbotschaft, schon wie sie nach Cypern (Kittim) kommen, erschreckt (23, 1). Dann redet der Prophet das Gesamtküstenland an: es war der Handelsplatz, wo die Reichtümer der Welt aufgespeichert wurden (2–3); hierauf wendet er sich an Sidon, die Mutter von Tyrus (die Veste des Meeres), welches der Mutter klagt, daß sie nun ihrer Kinder beraubt sei (4). Auch Ägypten erschrickt über Tyrus’ Fall, denn Tyrus ist der Markt für Ägypten (5). Flüchten gehen müssen die Tyrier, die großen Handelsherren: so beugt Jehova alle stolze üppige Größe der Welt (6–9). Dadurch wird Tartessus, die spanische Kolonie von Tyrus frei und kann sich frei bewegen in seinem Lande (10). Der Prophet selbst erzählt dieser Tochterstadt, wie es dem Mutterlande ging: daß seine Bewohner fernerhin flüchten gehen müssen, weil der Chaldäer, das erst jüngst von Assur scheinbar ganz zu Grunde gerichtete Volk (vgl. 2 Kge. 17, 24), ihre Veste Tyrus zerstört hat (11–14). Doch wird Tyrus am Ende der chaldäischen Weltmonarchie wieder emporkommen (15–16); es kommt auch wieder zu seinem Handelsgewinn (17), aber er wird nun Jehova geheiligt werden (18).

 Vierter Teil: Die große Schlußwendung in der Geschichte Israels und der Völker c. 24-27.

 1. Das Gericht über die Erde c. 24.

 Jehova wird am Ende Gericht halten über die ganze Erde, über alle ohne Unterschied des Standes und der Verhältnisse (24, 1–3). Die Erde wird dann in Trauer versenkt und wie zu einer welken, vor Hitze verschmachtenden Pflanze, denn wie sich die Ruchlosigkeit der Erdenbewohner ihr mitgeteilt hat, so hat sie auch die Strafe derselben mit zu leiden. Die Welt mit ihrer Lust ist nun gerichtet (4–9), und mit ihr auch die Weltstadt, in welcher die Weltlust ihren Hauptsitz hatte: die Welt verödet allenthalben (10–13). Aus dem Gericht aber bleibt übrig eine geläuterte Gemeinde, welche nach Osten und nach Westen Jehova verkündet (14–15). Doch wird das Heil nicht kommen, ehe nicht ein göttliches Zorngericht ergangen ist. Der Prophet sieht Verderbensmächte unter Menschen und Schätzen aufräumen, welchen niemand entrinnen kann: die alte Erde selbst geht unter (16–20). Von diesem äußersten Endpunkte nochmals