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Jahresfrist zu einer seufzervollen, belagerten Stadt, die aber belagert wird, eben weil sie Gottes Herd ist (29, 1–2). In größten Nöten, wie ein Sterbender, liegt dann das Volk Jerusalems am Boden, aber die dröhnende Menge seiner Feinde wird unter furchtbarer Mitwirkung der Naturgewalten vernichtet werden und wie ein Traumbild sich in nichts auflösen (3–8). Das kann das Volk nicht glauben, denn sie haben sich verstockt gegen Gottes Wort, und ihre Selbstverstockung steigert der HErr zum Verstockungsgericht, welches ihnen allen Verstand der göttlichen Offenbarung völlig wegnimmt (9–12). Dem heuchlerischen Volk wird jeder Schein von Weisheit und Einsicht verschwinden (13–14). Diese Heuchelei des Volkes zeigt sich besonders in der Geheimhaltung des Planes einer Verbindung mit Ägypten: als ob Jehova nicht alles wüßte und sie ohne ihn das Geringste vermöchten! (15–16). Aber in kurzem wird sich alles ändern: das Kleine wird groß und das Große wird klein; d. h. aus den Armen und Elenden schafft der Herr eine Gemeinde, während er dies gottentfremdete, stolze Volk vertilgt (17–21). Sünder und Sünde, welche Gottes beschämende Strafe herausforderten, sind in seiner Gemeinde der Endzeit getilgt: dagegen sind heilige Willigkeit und Empfänglichkeit für Gottes Wort dann vorhanden (22–24).

 3. Das dritte Wehe: das Verhängnisvolle des ägyptischen Bündnisses c. 30.

 Der nach 29, 15 in tiefster Heimlichkeit entworfene und vorbereitete Plan ist nun um vieles weiter gerückt. Schon ziehen Abgesandte nach Ägypten, aber der Prophet verkündigt, daß ihr Thun ganz nutzlos sei (30, 1–5). Ägypten heißt ein Wasserroß oder Nilpferd, weil es großthuerisch sich dick und breit macht, sich aber im Interesse Judas nicht von der Stelle rührt: aber dennoch gehen sie hin den gefahrvollen Weg durch die Wüste und erkaufen sich Ägyptens Hilfe (6–7). So soll denn der Prophet die Nichtigkeit der ägyptischen Hilfe dem Volke unter die Augen rücken (8), und dies um so mehr, je weniger sie die ernste Wahrheit hören wollen (9–11). Aber sie sollen es hören, daß ihr sündliches Treiben Judas ganzen Bestand unheilbar zertrümmern wird (12–14). Sie würden gerettet, wenn sie statt der Selbsthilfe Buße thäten und auf Jehova vertrauten; doch sie wollen das nicht, sondern weltliche Macht dünkt ihnen besser; so wird die weltliche Macht sie verderben (15–17). Es wird lange dauern, bis der HErr sein Volk wieder begnadigt: die Masse geht zuvor ins Gericht, nur das gläubige Häuflein wird Gottes Hilfe sehen (18). Dieses aber wird auf seinen Hilferuf neu begnadigt, auf rechtem Wege geleitet von treuen Lehrern, dem Götzendienst mit Abscheu entsagen (19–22). Dieses begnadigte Volk wird der HErr auch leiblich segnen; die Natur wird verklärt, über die Feinde des Volkes Gottes aber ergeht ein schreckliches Zorngericht Jehovas (23–28). Unter dem Triumph der Gemeinde hält der HErr über die Weltmacht sein Gericht (29–33).

 4. Das vierte Wehe: die falsche Hilfe, das Erbarmen des Verschmähten und die neue Zeit c. 31–32.