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 Für das nahende Heil bereite sich das Volk vor durch ein bundesgemäßes Verhalten. Denn darauf, nicht aber auf der leiblichen Abstammung von Abraham beruht am Ende die Zugehörigkeit zum Volke Gottes (56, 1–7).

 Neunte Rede 56, 8–c. 57. Die Pflichtvergessenheit der Leiter Israels und die Irrsale des Volkes.

 Zu der verheißenen Herrlichkeit kommt es nicht ohne schwere Gerichte über das grundverderbte Volk. Der Prophet straft angesichts derselben die Pflichtvergessenheit der Hirten Israels: Die Weltvölker (Tiere des Feldes) können das Volk Gottes verzehren, ohne von dessen Hirten gestört zu werden (56, 9), denn diese weisen das Volk nicht zurecht, weil sie nur auf ihren eigenen Gewinn denken und in Saus und Braus dahin leben (10–12), ohne daß sie sich durch den bedenklichen Umstand, daß der HErr mit den Gerechten aus diesem Leben hinwegeilt, warnen lassen (57, 1–2). Schamlos treibt die Masse des Volks die Abgöttereisünden fort, indem sie frech die Knechte Gottes höhnen, sie, der Auswurf Israels, sie mit ihrem wollüstigen, grausamen, stumpfsinnigen Götzendienst (3–6), besonders v. 6, der Steinkultus)! Sie, die mit den fremden Göttern hinter dem Rücken Jehovas in ehebrecherischer Wollust buhlen (7–8), die sich bewerben um die Gunst der Weltmacht, und zwar so angelegentlich und unermüdlich (9–10), als ob von Menschen das Heil abhinge und nicht vielmehr von Gott, die durch Gottes Langmut sich nicht zur Buße leiten lassen, bis der HErr mit neuen Strafgerichten kommen wird (11–13). – Aber die Bußfertigen wird der HErr erlösen und gnädig heimgeleiten, denn nahe ist der Erhabene den Gedemütigten. Vom HErrn verstoßen, irren sie umher in Ratlosigkeit; in seinem Mitleid nimmt er sich ihrer wieder an und läßt seinem Volk und seinen Trauernden Trost bringen und Frieden der Versöhnung predigen. Die lästernden Gottlosen aber werden dran keinen Teil haben (14–21).

 Dritter Teil c. 58–66: Das geistliche und das fleischliche Israel und die Erlösung und Verherrlichung des Ersteren durch künftige Machtoffenbarung des jetzt sich zurückhaltenden Herrn.

 Erste Rede c. 58. Der falsche Gottesdienst und der wahre mit seinen Verheißungen.

 Das Volk macht Anspruch, als frommes zu gelten und erlöst zu werden, – weil es doch faste. Aber was nützt das Fasten, wenn es sein alltägliches weltliches Treiben dabei fortsetzt (58, 1–4)? Es ist ein äußerliches, wertloses Werk, nicht Äußerung der Gottesfurcht, die in barmherziger Liebe gegen den Nächsten sich erzeigt (5–7). Solche Gesinnung wenn das Volk erzeigte, dann würde für Zorn Gnade ergehen, das Kranke würde heil, der HErr würde sein Volk leiten, jegliches Gebet erhören (8–9a). Ja, Barmherzigkeit würde dem Volk die göttliche Gnade zuwenden, und diese würde Segensfülle und den Wiederaufbau zur Folge haben (9b–12); Sabbatheiligung im Gegensatz zu jener Entweihung der Festtage würde der HErr ihm lohnen mit Erhöhung und Wiedergabe seines Erbes (13–14).