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Volkes an! (9) Israel aber erwies sich undankbar und nötigte Gott, daß er seinem Volk feind ward (10); jetzt durch die Strafen Gottes zur Besinnung gekommen, gedenkt es der Gnaden der Vorzeit und bittet um seine Erneuerung (11–15). Israel gründet seine Bitte auf Gottes Vaterverhältnis (16.) Möge er doch sein Gericht aufheben, aus seiner Gottesferne und dem drohenden Untergang es herausholen (17–19) und in Macht sich offenbaren an seinen Widersachern, den Feinden seines Volkes (64, 1–2). Es kann ja doch sonst niemand helfen, als er, der HErr, warum er denn nun nicht mehr helfen wolle, da sein Volk an seiner Gottentfremdung völlig zu Grunde gehen müsse (3–4)? Freilich bekennt das Volk, daß es von sich aus der Hilfe nicht wert ist, denn es ist unrein, in Schuld verfallen, aber Jehova ist doch der Vater seines Volkes und er kann doch nicht ansehen, wie die Stätte seines Heiligtums, wo die Väter ihn anbeteten, der Verheerung verfallen bleiben soll (5–11).

 b) Zweite Schlußrede c. 65. Jehovas Antwort auf das Gebet der Gemeinde.

 Jehova antwortet auf dieses Gebet zunächst mit einem Gerichtswort: Der Zugang zu seiner Gnade stehe offen, daß auch Fremde ihn fänden, aber Israel sei widerspenstig. Dieses Volk, welches Gottes Liebe so beharrlich von sich wies, soll nun Gottes Zorn bis zum äußersten erfahren, und die göttliche Gerechtigkeit wird nicht ruhen, bis sie sich volle Genugthuung verschafft hat (65, 1–7). Aber der HErr verdirbt nicht das ganze Volk, sondern scheidet aus, was sich retten läßt, und gibt diesem Überrest sein Erbe wieder (8–10). Die Gottentfremdeten, die fremden Göttern dienen und sich nicht zu Gott bekehren wollen, werden ohne Erbarmen dem Gericht verfallen (11–16); für die Frommen aber schafft der HErr ein Neues, über welches man den alten Jammer vergessen wird (17–19), einen Zustand vollkommenen Segens und Friedens, wie man ihn auf Erden seit der Vertreibung der Menschen aus dem Paradies nicht mehr gesehen hat. Es ist das Morgenrot der seligen Ewigkeit (20–25).

 c) Dritte Schlußrede c. 66. Ausschluß der Verächter beim bevorstehenden Heile.

 Der Prophet redet die aus dem Exil zurückgekehrte Gesamtheit an, die auf die Pracht des Tempels (Lucä 21, 5), den sie baut, stolz ist, statt daß sie Gott in demütigem gottesfürchtigem Herzen eine Wohnung bereitete, und sagt diesen allen ohne Unterschied, daß Jehova, der Schöpfer Himmels und der Erde, eines von Menschenhänden gemachten Hauses nicht bedürfe; er weist ihre Opfer mit Abscheu zurück und bedroht sie mit gerechter Vergeltung (66, 1–4); derer aber, welche beim Gehör des göttlichen Wortes voll Ehrfurcht zittern, will sich der Herr gegen diejenigen, welche sie darüber verspotten, annehmen (5). Die gottfeindliche Masse in Israel aber verfällt der gerechten Vergeltung Gottes (6). Aber Zion wird darum nicht kinderlos bleiben, sondern durch eine Wunderthat Gottes gebieret sie ein neues Volk (7–9), und wer an Zions gegenwärtigem Leide Anteil nimmt, mag sich im voraus freuen über die Wandlung