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 Mit dem neuen Testament hängt Jeremia durch die Weissagung des besseren neuen Bundes c. 31, 31–34 vgl. Hebr. 8, 8 etc. zusammen. Vorgänger ist Hosea 2, 19–20; in gewissem Maß kommt auch Deut. 30, 6 in Betracht. Zu der jesajan. Bezeichnung des Messias mit Immanuel, womit die Vereinigung der Gottheit mit der Menschheit in seiner Person ausgedrückt wird, fügt er die neue: Jehova unsere Gerechtigkeit, in welcher die ganze Lehre von dem Eintreten des HErrn zu unsrer Rechtfertigung enthalten ist. Mit der Offenbarung St. Johannis berührt er sich durch seine Weissagung wider Babel, c. 50 und 51; vgl. Offbg. 18, 4–6; v. 21. Obwohl Wiederholung früherer Weissagungen hat sie doch eigentümliches Gepräge, hauptsächlich durch die persönliche Stellungnahme, die darin zum Ausdruck kommt.

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 4. Die Sammlung der Reden des Jeremia stammt der Hauptsache nach von dem Propheten selber. Dies lehrt uns die wichtige Stelle Jeremia 36, 2 vgl. v. 28 und 32. Die Anlage des Buches ist weniger durch chronologische, als sachliche Gesichtspunkte bestimmt. In der Aufeinanderfolge der Reden zeigt sich das Verderben des Volkes Israel in stetigem Wachsen und die absolute Notwendigkeit des göttlichen Gerichtes, andrerseits aber die heilsame Absicht Gottes und sein Gnadenratschluß über das Volk. Auf solche Weise ist die Katastrophe des Gerichtes, die Zerstörung Jerusalems und die Wegführung des übrigen Volkes, wohl vorbereitet; diese aber ist das Ziel der Weissagung des Jeremia; was jenseits derselben folgt, will teils als Nachtrag, teils als Anhang angesehen sein. – Nur wenig Stellen des Buches werden hinsichtlich ihrer Echtheit angefochten; von c. 10, 1–16 wird gesagt, es unterbreche den Zusammenhang und erinnere offenbar an Jesaja 40, 12–25 (was ja nach der neueren Kritik nur aus dem Exil stammen kann). Letzteres ist richtig, aber entsprechend der reproduzierenden Eigentümlichkeit Jeremias ist er der Entlehnende, nicht Deuterojesaja. Jesaja 40–66 lag ihm bereits vor (cf. die Einleitung zu Jesaja); auch diese Stelle ist ein Beweis dafür. Zum andern fügt sich die Stelle wohl in den Zusammenhang, c. 8, 19 hört der Prophet die Exulanten klagend fragen, ob sie denn Gott verstoßen habe. Er antwortet: sie sollen in ihrem Unglück die Strafe ihrer Sünde erkennen, aber c. 10, 2 etc.