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unter den Heiden nicht der Heiden Weise lernen, wozu sie ja schon in ihrem Heimatlande die größte Neigung verrieten – sondern am HErrn, dem lebendigen Gott, festhalten und gegen den Götzendienst Zeugnis ablegen, was jedoch nur die vermögen, welche der Erkenntnis Jehovas c. 9, 23 sich rühmen können. Andrerseits hängt 10, 10 und 10, 14–16 mit c. 10, 23–25 zusammen. Während die Bitte c. 10, 24 sich nur aus c. 9, 23 erklärt, läßt sich der Gegensatz zwischen Israel und den Heiden in v. 25 nur aus der Ausführung c. 10, 1–16 begreifen, nicht aus dem sonst Vorhergehenden. – Der Abschnitt c. 50–51 soll mit c. 27–29 nicht zusammenstimmen, insofern in letzteren vor Erwartung einer nahen Erlösung gewarnt wird. Aber es wird ja in den angezogenen früheren Kapiteln z. B. c. 29, 10 bereits die Zeitdauer des Gefängnisses angegeben, das Ende also schon ins Auge gefaßt. Sodann werden die beiden Weissagungsabschnitte nicht ein und denselben Empfängern übergeben, sondern es ist alles verschieden: die Empfänger, deren Lage, Gesinnung und Bedürfnis.

 5. Inhaltsübersicht.

 Nach der Überschrift, 1, 1–3 folgt als Eingang der Bericht von der Berufung des Propheten, und zwar enthält v. 4–8 den Ruf des HErrn an Jeremia, v. 9 die Weihe, v. 10–16 das Ziel und den Gegenstand seines Amtes. Es ist dies die Vollstreckung des Gerichtes und die Vorbereitung des Heiles, symbolisch angedeutet durch die Vision vom blühenden Mandelstab, welcher den Eifer Gottes kund gibt, mit dem er die Gerichte hervorruft, wie die Blüten aus dem Mandelstab, und durch die Vision vom siedenden Topfe vom Norden her, womit das Verderben bedeutet wird, das von den Völkern des Nordens oder der Ferne unter der Führung der Chaldäer über das abtrünnige Israel kommen soll. Endlich verheißt v. 17–19 dem treuen Knechte Gottes Schutz und Schirm wider alle Feinde.

 Erster Teil c. 2–17: Die Verwerfung Israels in ihrer Entstehung.

 Erster Abschnitt: Die Ursachen der Verwerfung c. 2–10.

 1. Israels Treubruch 2, 1–3, 5.

Israel, das einst dem HErrn in bräutlicher Liebe sich zu eigen gab und dafür Schutz und Schirm von ihm genoß (2, 1–3), hat seine Treue gebrochen, indem schon die Väter Jehovas, ihres Erlösers, vergaßen und ihr Erbe durch Mißbrauch seiner Gaben entweiheten (4–7), die geistlichen Führer des Volkes aber im Abfall vorangingen (8–9). In keinem Volke wird man dergleichen Treubruch gegen die Gottheit finden, und Israel hat noch dazu den lebendigen Gott gegen die toten Götzen vertauscht (10–13)! Dafür wird Israel das